Zusammenfassung
In den letzten Jahren manifestierte sich im deutschen Gesundheitssystem ein Trend zu stärkerer Ökonomisierung. Damit ist eine Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Krankenhäusern verbunden. Die Folge ist, dass Krankenhäuser ihre Position am Markt erkämpfen und behaupten müssen. Bei den Universitätskliniken kommt erschwerend hinzu, dass sie als Forschungs- und Lehreinrichtungen in diesem Wettbewerb mit ungünstigen Kostenstrukturen arbeiten müssen. Zusätzlich wird dieser Wettbewerbsnachteil durch die gesetzlich vorgegebene Verpflichtung zur Sicherung der Maximalversorgung der Bevölkerung verschärft. Diese Verpflichtung bringt eine ungünstige Erlössituation mit sich. Vor dem Hintergrund knapper Finanzmittel werden daher in jüngster Zeit auch Universitätskliniken zur Privatisierung ausgeschrieben.
Eine Alternative zur Privatisierung von Kliniken ist die Änderung der Rechtsform zur Kapitalgesellschaft oder zur Stiftung öffentlichen Rechts nach amerikanischem Vorbild. Darüber hinaus bieten „public private partnerships“ (PPPs) eine Alternative, um externes Kapital an die Klinik zu führen, ohne auf Mitspracherechte zu verzichten. Schließlich können Universitätskliniken auch eine strategische Neuausrichtung durchführen und vergleichbar zu privaten Trägern Rationalisierungspotenziale durch Restrukturierungen, z. B. in den Segmenten medizinische Versorgung, Forschung und Personal, realisieren. Entscheidend ist jedoch, dass Universitätskliniken eigene Initiativen und Entwicklungen starten. Dafür werden in diesem Beitrag mehrere Handlungsoptionen aufgezeigt.
Abstract
In recent years Germany has faced a growing economization and competition among hospitals. To protect their interests hospitals have to operate similarly to other commercial businesses. Academic hospitals face difficult circumstances in this competition. They have to facilitate research and education activities which require additional financial and personnel resources but also provide maximum acute care treatment at all times. This causes additional disadvantages in terms of financial resources, compared to private hospital chains. Such examples of financial shortcomings have led to the privatization of academic research centres in Germany.
An alternative strategy to privatization of academic acute care hospitals is the change of their legal status into a capital company or into a foundation, according to US experiences. Public private partnerships (PPPs) may also represent a potential alternative, as they have already produced a growing number of successful examples in the public sector in Germany. Academic acute care hospitals can also choose a strategic reorganization of their targets, similar to their privately held competitors in the market. Potential economies in scale may be achieved in areas such as medical treatment, research and personnel planning.
However, it is vital that academic acute care hospitals start to act productively and also individually. This article provides a number of managerial pathways and options to maintain and strengthen operational competitiveness.
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Schmidt, C.E., Möller, J., Hesslau, U. et al. Universitätskliniken im Spannungsfeld des Krankenhausmarktes. Anaesthesist 54, 694–702 (2005). https://doi.org/10.1007/s00101-005-0860-z
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