Frauen in der Peri- und Postmenopause sind häufig von Symptomen des unteren Harntraktes geplagt. Bei der Beurteilung postmenopausaler Beschwerden darf das nicht übersehen werden.

Auch das Epithel in der distalen und proximalen Harnröhre im Gebiet des Trigonum vesicae hat Rezeptoren für die weiblichen Sexualhormone, ebenso wie bestimmte Muskeln des Beckenbodens. Daher ist auch das Urethraepithel von einer Atrophie durch die Östrogendeprivation bei Frauen kurz vor und nach der Menopause betroffen: Periurethrales Kollagen und die Sensitivität der urethralen glatten Muskulatur gehen verloren.

Seit der Terminus „vulvovaginale Atrophie“ (VVA) durch den Ausdruck „urogenitales Menopausensyndrom“ („genitourinary syndrome of menopause“, GSM) erweitert worden ist, erfährt der untere Harntrakt schon rein begrifflich mehr Aufmerksamkeit im postmenopausalen Geschehen. Womit auch die relativ hohe Prävalenz von Beschwerden in diesem anatomischen Gebiet aufgenommen ist: „lower urinary tract symptoms“ (LUTS). Wie es um die Häufigkeit von LUTS und die Risikofaktoren dafür bei Frauen in der Peri- und Postmenopause bestellt ist, hat eine griechische Arbeitsgruppe untersucht.

450 Frauen im Alter von 40 bis 70 Jahren, die sich zur ambulanten gynäkologischen Routineuntersuchung einfanden, waren an der Studie beteiligt. Sie beantworteten den Fragebogen „International Consultation on Incontinence Questionnaire - Female Lower Urinary Tract Symptoms“ (ICIQ-FLUTS), der Aspekte von Blasenfüllung, Blasenentleerung und Inkontinenz abfragt. Gemäß den Resultaten der Befragung litten rund 52 % der Frauen an Harndrang oder hoher Miktionsfrequenz und fast 44 % an Dysurie. Über leichten Drang oder erhöhte Frequenz berichteten 25,6 %, über moderaten Drang/Frequenz 14,4 % und über starke Beschwerden in diesem Zusammenhang 11,6 % der Frauen. Die Dysurie war bei 26,3 % leicht, bei 5,8 % mäßig und bei 11,6 % stark ausgeprägt.

Alter, Körpergewicht, Body-Mass-Index sowie die Zahl der Geburten und Fehlgeburten korrelierten mit den ICIQ-FLUTS-Punktwerten. Frauen mit moderaten oder starken Symptomen einer VVA - mit Irritation, Brennen und Juckreiz der Vulva oder Vagina - hatten signifikant höhere ICIQ-FLUTS-Punktwerte und folglich stärkere LUTS als Frauen ohne VVA-Symptome.

Fazit: Das GSM umfasst neben den Beschwerden durch die VVA auch LUTS, und zwar laut der Resultate der vorliegenden Studie in hoher Prävalenz. Bei Patientinnen in der Peri- und Postmenopause ist auf diesen Zusammenhang zu achten, um den Betroffenen ihre Lebensqualität möglichst zu erhalten.

Lambrinoudaki I et al. Lower Urinary Tract Symptoms in Greek Women After Menopause: The LADY Study. Int Urogynecol J 2024; https://doi.org/mh7j