Ein Body-Mass-Index von 30 oder höher ist bei Operationen zur Einlage suburethraler Schlingen gegen Stressinkontinenz offenbar kein Risikofaktor für Komplikationen. Das hat eine Studie aus Israel gezeigt.

In der chirurgischen Therapie von Stressinkontinenz gilt die minimalinvasive Einlage von suburethralen Schlingenals Standardvorgehen. Ob sich ein hoher Body-Mass-Index (BMI) negativ auf die Resultate des Eingriffs auswirkt, ist unklar. Gynäkolog*innen aus Israel haben das Problem anhand von 304 Frauen studiert, die eine suburethrale Transobturatorschlinge bekommen hatten. 106 der Frauen (35 %) hatten einen BMI von mindestens 30.

Im Vergleich zu den Frauen mit geringerem BMI hatten Frauen mit einem BMI von 30 oder höher signifikant öfter eine Hypertonie (39 % versus 26 %). Zudem waren sie häufiger schon einmal abdominell oder am Beckenboden operiert worden, Kaiserschnitte eingeschlossen. Die Prävalenz eines Prolaps der Beckenorgane war hingegen in der Kontrollgruppe höher (80 % vs. 66 %), dort gab es auch mehr Hysterektomien im Zuge der Schlingeneinlage.

Ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen, peri- und postoperative Komplikationen betreffend, war indessen nicht festzustellen. Weder in den Clavien-Dindo-Kategorien I/II noch in den Graden III-V war eine statistisch relevante Differenz zu erkennen. Es gab mit hohem BMI weder mehr stärkere Blutungen (> 200 ml), noch unterschied sich die Dauer des stationären Aufenthalts, der in beiden Gruppen median zwei Tage währte. Limitiert werden die Aussagen zu den Resultaten durch den retrospektiven Charakter der Studie: Nicht alle Datensätze waren vollständig.

Fazit: Adipositas ist kein unabhängiger Risikofaktor für postoperative Komplikationen nach einer Schlingenoperation. Als allgemeine Faktoren, die mit Komplikationen assoziiert waren, erwiesen sich der präoperative (niedrige) Hb-Wert (ohne dass allerdings ein Grenzwert hätte angegeben werden können), die Dauer der Operation und tendenziell auch die Vornahme einer Hysterektomie.

Rotchild M et al. Obesity is not an independent risk factor for peri- and post-operative complications following mid-urethral sling (MUS) surgeries for the treatment of stress urinary incontinence (SUI). Arch Gynecol Obstet 2024;309:1119-25