Eine große Zahl von Priapismus-Fällen ist mit der Einnahme von Medikamenten assoziiert. Die riskantesten Substanzen hat nun eine italienisch-britische Arbeitsgruppe identifiziert.

Die Induktion durch Medikamente gilt inzwischen als die häufigste Urache für Priapismus. Mehrheitlich handelt es dabei um ischämischen Low-Flow-Priapismus, also um die gefährlichere Form des Priapismus, die zu hypoxischen Schäden am kavernösen Muskelgewebe führen kann.

Ein internationales Team hat die Angaben in der Pharmakovigilanz-Datenbank der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) zu medikationsassoziiertem Priapismus aus den Jahren 2015 bis 2020 analysiert. Ziel war es, zu identifizieren, welche Medikamente am häufigsten mit Priapismus einhergingen, wobei nur nach Mitteln gesucht wurde, die mit mindestens 30 Fällen von Priapismus verbunden waren. 1.233 Priapismusfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von insgesamt 270 Arzneimitteln wurden identifiziert. 933 Fälle, also über 75 %, gingen auf folgende elf Medikamente zurück: Trazodon (Antidepressivum, 16,0 % aller Fälle), Quetiapin (Neuroleptikum [NL], 12,5 %), Risperidon (NL, 10,5 %), Olanzapin (NL, 8,6 %), Aripiprazol (NL, 6,5 %), Tadalafil (PDE-5-Hemmer, 6,0 %), Sertralin (Antidepressivum, 4,7 %), Sildenafil (PDE-5-Hemmer, 3,2 %), Methylphenidat (ADHS-Medikation, 2,7 %), Alprostadil (Medikation gegen erektile Dysfunktion, 2,6 %) und Clozapin (Neuroleptikum, 2,5 %).

Drei dieser Mittel wiesen eine statistisch signifikante Proportional Reporting Ratio (PRR) auf. Die PRR berechnet sich hier als Quotient der Häufigkeit von Priapismus zur Häufigkeit sämtlicher Nebenwirkungen unter einer spezifischen Substanz im Verhältnis zum Quotienten der Priapismushäufigkeit und der Häufigkeit von Nebenwirkungen insgesamt unter allen übrigen Substanzen. Trazodon kommt demnach auf eine PRR von 9,04, Olanzapin auf eine PRR von 8,60 und Tadalafil auf eine PRR von 6,00. Zu berücksichtigen ist, dass in den meisten Fällen (57,5 %) von Priapismus im Zusammenhang mit der Einnahme von PDE-5-Hemmern gleichzeitig andere mit Priapismus assoziierte Medikamente im Spiel waren und/oder die PDE-5-Hemmer nicht in vorgeschriebener beziehungsweise in exzessiver Dosierung geschluckt worden waren.

Fazit: Patienten, die Trazodon oder Antipsychotika einnehmen, müssen sich den Studienautoren zufolge des Priapismusrisikos bewusst sein. Ein entsprechendes Bewusstsein aufseiten der Verordner würde helfen, schädliche Folgen im Zusammenhang mit Priapismus zu verringern. PDE-5-Hemmer seien nicht per se für Priapismus verantwortlich, sofern eine angemessene medizinische Betreuung gewährleistet sei.

Schifano N et al. Medications mostly associated with priapism events: assessment of the 2015-2020 Food and Drug Administration (FDA) pharmacovigilance database entries. Int J Impot Res 2024;36:50-4