Die Sorge, unter 5-α-Reduktase-Hemmmern steige das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, hat sich in einer Studie nicht bestätigt - die Mortalität war sogar vermindert. Ob das an der Therapie lag, bleibt jedoch offen.

Die Behandlung mit 5-α-Reduktase-Inhibitoren (5-ARI) kann das Prostatakarzinom(PCA)-Risiko reduzieren. Das ist durch die Studien PCPT (für Finasterid) und REDUCE (für Dutasterid) belegt worden. In den Studien wurde aber nur ein Rückgang von PCA mit niedrigem/mittlerem Risiko festgestellt; Hochrisiko-PCA wurden dagegen unter 5-ARI häufiger detektiert als ohne. Diese Beobachtung schürte den Verdacht, die Medikamente gegen benigne Prostatahyperplasie (BPH) könnten die PCA-Mortalität erhöhen. Tatsächlich wurde in einer nachfolgenden epidemiologischen Studie mit PCA-Patienten ein signifikanter Anstieg krebsspezifischer Todesfälle unter 5-ARI beobachtet. Andere Analysen ließen aber vermuten, dass ein Detektionsbias vorliegen könnte; zudem deuteten Langzeitdaten der PCPT-Studie eher eine verminderte PCA-Sterblichkeit an.

Entwarnung signalisiert nun auch eine große Registerstudie aus Schweden: Männer ohne PCA in der Anamnese hatten mit einer 5-ARI-Behandlung eine geringere PCA-Mortalität als Männer ohne solche 5-ARI. Die Studie basiert auf schwedischen Registerdaten. Die Studienpopulation umfasste 349.152 Männer ohne PCA, von denen 26.190 eine BPH-Therapie mit 5-ARI begannen, im Median für eine Zeit von 4,5 Jahren. Die 5-ARI-Patienten waren im Schnitt älter (66 vs. 57 Jahre) und hatten, wenig überraschend, deutlich höhere PSA-Spiegel und eher schon eine Prostatabiopsie hinter sich gebracht als die Kontrollgruppe. In der Beobachtungszeit von median 8,2 Jahren ereigneten sich 35.767 Todesfälle, davon 855 infolge von PCA. Bei der Gesamtmortalität gab es nie statistisch relevante Unterschiede zwischen den Gruppen mit und ohne 5-ARI.

Das prostatakrebsspezifische Sterberisiko dagegen ging in der der 5-ARI-Gruppe mit steigender Expositionsdauer zurück: In den ersten zwei Jahren betrug der relative Rückgang statistisch nicht relevante 11 %, nach acht Jahren hatte er sich auf signifikante 56 % vergrößert. Bei allen Mortalitätsberechnungen war für die unterschiedlichen Voraussetzungen der beiden Studiengruppen adjustiert worden.

Fazit: 5-ARI erhöhen bei Männern ohne PCA in der Anamnese das Risiko, an diesem Krebs zu sterben, nicht. 5-ARI-Patienten haben längerfristig sogar eine niedrigere PCA-Mortalität als Männer ohne 5-ARI. Diesbezügliche Sorgen bei der BPH-Therapie mit 5-ARI sind offenbar nicht begründet. Die Registerstudie lässt allerdings offen, ob die langfristig reduzierte PCA-Sterblichkeit auf die 5-ARI-Therapie oder auf eine bessere urologische Überwachung zurückgeht.

Björnebo L et al. Association of 5α-Reductase Inhibitors With Prostate Cancer Mortality. JAMA Oncol. 2022;8:1019-26