Über einige Jahrzehnte hinweg stiegen die Erkrankungszahlen für Hodentumoren in fast allen industrialisierten Ländern deutlich. Eine Arbeitsgruppe aus den USA ist im Zuge einer Metaanalyse dem möglichen Zusammenhang zwischen Marihuanakonsum und Hodenkrebsrisiko nachgegangen [Song A et al. Urol Oncol. 2020; http://doi.org/dzmk].

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Kiffen erhöht das Hodenkrebsrisiko.

Um streng zwischen der Exposition gegenüber Marihuana und anderen Rauchbestandteilen zu differenzieren, untersuchten die Mediziner auch etwaige Assoziationen zwischen Tabakrauch und Hodentumoren. Sie fanden vier Studien zu Marihuana und zwölf zu Tabak. Insgesamt war das Verhältnis der Zahl an Marihuanakonsumenten zu Abstinenzlern unter den Patienten mit nicht seminomatösen Keimzelltumoren um 71 % erhöht. Für Tabakkonsum betrug die Steigerung 18 %, hier allerdings für Keimzelltumoren des Hodens insgesamt. Ein Problem für die Interpretation sind mögliche Störeinflüsse durch Tabakrauch. Die Studienautoren weisen aber darauf hin, dass in allen Studien Vorkehrungen getroffen worden waren, Tabakrauch als Störfaktor zu kontrollieren. "Obwohl es möglicherweise eine Assoziation zwischen Tabakrauch und Keimzelltumoren des Hodens gibt, scheint es unwahrscheinlich, dass Störeinflüsse durch Tabakkonsum die festgestellten Zusammenhänge von Marihuana und testikulären Keimzelltumoren erklären könnten", schreiben sie.

Die Metaanalyse zeigt aber auch, wo noch Forschungsbedarf besteht. Zum einen wäre es nötig, auch den Tabakkonsum auf bestimmte histologische Typen von Keimzelltumoren zu beziehen, um verwässerte Assoziationen zu vermeiden. Auch müsste der gemeinsame Konsum explizit untersucht und der Einfluss rauchfreier Cannabinoidquellen auf das Risiko für Hodenkrebs erforscht werden.