Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms verspricht onkologische Effektivität bei reduzierten Nebenwirkungen. Entscheidend ist die Auswahl geeigneter Patienten. Doch genau damit gibt es offenbar Probleme.

Die Fokaltherapie von Prostatakarzinomen (PCA) kommt idealerweise bei unilateralem Tumorwachstum infrage, wird aber auch bei insignifikanten kontralateralen Läsionen angeboten.

Das setzt voraus, dass die präoperative Einschätzung zutreffend ist. In einer Studie wurden nun retrospektiv die Daten von 98 Männern mit bioptisch unilateralem PCA (≥ 10 Stanzen) untersucht, die sich gemäß den Kriterien für eine Fokaltherapie eigneten (PSA < 15 ng/ml, klin. Stadium T1c-T2a, Gleason-Score 3 + 3 oder 3 + 4). Allerdings unterzogen sich diese Männer keiner fokalen Therapie sondern einer radikalen Prostatektomie. Anhand der pathohistologischen Präparate ließ sich bestimmen, wie ausgedehnt das PCA tatsächlich war. Eine extensive Erkrankung lag demnach vor, wenn ein Gleason-Muster 4/5 bilateral auftrat, der Tumor die Prostatagrenze überschritt, in die Samenbläschen eingedrungen war oder Absiedlungen in Lymphknoten gebildet hatte. Ein solches ausgedehntes PCA hatten 40 % der ursprünglich als Fokaltherapie-geeignet angesehenen Männer. Jeder Dritte wies ein Gleason-Muster 4/5 in beiden Drüsenlappen auf, das mediane Volumen im biopsienegativen Lappen betrug 0,06 cm3. Bei 17 % der Patienten hatte der Tumor das Stadium ≥ T3, bei einem Patienten waren Lymphknoten befallen.

Fazit: Die retrospektive Studie legt nahe, dass eine erhebliche Zahl der Patienten, die aufgrund von angeblich fokalem Tumorwachstum die Fokaltherapiekriterien erfüllen, tatsächlich eine extensive Krebserkrankung aufweist. In diesem Fall bedürfte es neuer Kriterien, die eine korrekte Auswahl von Männern für eine fokale PCA-Therapie erlauben. Klarheit müssen künftige Studien mit gezielten Biopsien schaffen; diese könnten genauere Informationen Kandidatenauswahl liefern.

Takeda T et al. Extensive disease among potential candidates for hemi-ablative focal therapy for prostate cancer. Int J Urol. 2019; https://doi.org/10.1111/iju.14161