Dass in Amerika seit 2012 von einem PSA-Screening abgeraten wurde, hat Folgen: Die Zahl der Krebsdiagnosen ist gesunken, das Stadium der diagnostizierten Erkrankungen gestiegen.

Im Jahr 2012 änderte sich die Screening-Strategie in den USA: Die US Preventive Services Task Force (USPSTF) riet Männern aller Altersgruppen von einen PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakarzinomen (PCA) definitiv ab (Empfehlungsgrad D). Die Auswirkungen dieser Empfehlung haben Mediziner nun analysiert. In die retrospektive Studie über den Untersuchungszeitraum von 2010 bis 2015 wurden alle Versicherten des Gesundheitsdienstleisters im Alter zwischen 45 und 69 Jahren ohne vorherige Krebserkrankung aufgenommen, die für ein Screening infrage kommen.

Die Urologen verglichen die Zahlen der jährlich angefallenen PSA-Tests, Prostatabiopsien, PCA-Diagnosen und PCA-Erstdiagnosen im Stadium IV aus den Jahren 2010/2011 (451.901 Teilnehmer) mit denen nach der negativen USPSTF-Empfehlung in den Jahren 2014/2015 (522.969 Teilnehmer).

Nach der Änderung der USPSTF-Empfehlungen wurden 2014/2015 insgesamt 23,4 % weniger PSA-Tests vorgenommen als in den Jahren 2010/2011, die Biopsieraten sanken um 64,3 % und die PCA-Diagnosen um 53,5 %. Während die letzte Zahl nach Veröffentlichung der neuen Empfehlungen um 1.871 Fälle sank, wurde gleichzeitig bei 75 zusätzlichen Patienten ein metastasiertes PCA festgestellt (adjustiert + 36,9 %).

2018 hat die USPSTF ihre Empfehlungen zum PCA-Screening revidiert. Aktuell steht sie einem routinemäßigen PSA-Test bei Männern von 55-69 Jahren neutral gegenüber (Empfehlungsgrad C). Für Männer über 70 Jahren wird weiterhin von einem Screening abgeraten.

Fazit: Geringere PCA-Screeningraten haben den Autoren einer aktuellen Studie zufolge in den USA zu einem starken Abfall der Krebsdiagnosen geführt. Für einige der Patienten sei dies sicher vorteilhaft gewesen, da viele PCA indolent seien. Allerdings sei dies zulasten eines Anstiegs der metastasierten PCA geschehen. Pro 25 nicht entdeckter PCA sei ein metastasierter Tumor diagnostiziert worden. Diese Zahlen sollten berücksichtigt werden, wenn es darum gehe, sich für oder gegen ein PSA-Screening zu entscheiden, schließen die Studienautoren

Presti J et al. Changes in Prostate Cancer Presentation Following the 2012 USPSTF Screening Statement: Observational Study in a Multispecialty Group Practice. J Gen Intern Med. 2019; https://doi.org/10.1007/s11606-019-05561-y