"Too big, too small - Size does matter after all - Zu groß, zu klein - Er könnte etwas größer sein" dichtete Till Lindemann für einen Song seiner Band Rammstein. Vier kurze Verse, in denen sich große Probleme widerspiegeln: Viele Männer (und Frauen) haben eine sehr konkrete Vorstellung von der idealen Penislänge - Anspruch und Realität liegen dabei oft weit auseinander. Während die Natur Grenzen gesetzt hat, weiß Lindemann sich zumindest auf der Bühne zu behelfen: Am Ende des Songs setzt er sich rittlings auf eine riesige Schaumkanone in Penisform und spritzt ins Publikum.

figure 1

Carsten Rehder / dpa / picture alliance

Die große Show

Gerade für Rockstars scheint ein großes Gemächt als Statussymbol hohe Relevanz zu genießen: So dürfte es mehr als eine "urban legend" sein, dass sich so mancher Star in der Blütezeit des Rock 'n' Roll eine Gurke in die enge Hose gesteckt hat, um auf der Bühne Eindruck zu schinden. Immerhin hat es diese simple Methode der Penisverlängerung bis in den Kultfilm "This is Spinal Tap" geschafft: Warum sich Bassist Derek Smalls (gespielt von Harry Julius Shearer) in der Rock-Persiflage sein Schaustück jedoch in Alufolie gewickelt in die Hose gesteckt hat, ist nicht bekannt. Die pikante Szene mit der adretten Dame des Wachpersonals am Metalldetektor beim Sicherheitscheck am Flughafen ist jedenfalls legendär.

Ob auch Mick Jagger, der mit den Rolling Stones nicht zuletzt durch den Hit "Satisfaction" berühmt geworden ist, auf diesen Trick zurückgegriffen hat, ist nicht bekannt. Schenkt man der Biografie seines Bandkollegen Keith Ritchards ("Life") Glauben, ist bei dem Sänger mit dem Faible für enge Beinkleider von Natur aus zumindest nicht allzu viel da, das sich abzeichnen könnte.

Klein, aber fein

Interessanterweise scheint der Trend zum großen Glied ein modernes Phänomen zu sein - zumindest, wenn man sich die "Stars" vergangener Tage ansieht. Genauer gesagt aus dem alten Griechenland. Wer antike Marmorstatuen dahingehend genauer untersucht, wird rasch feststellen, dass diese allesamt eher bescheiden ausgestattet sind.

Dass sich die Penislänge in nur rund 2.000 Jahren signifikant geändert hat, ist unwahrscheinlich. Dass sich die versierten Bildhauermeister der damaligen Zeit ausgerechnet in diesem Detail immer verschätzt haben sollten, erscheint ebenso unglaubwürdig.

Deutlich plausibler sind da die Ausführungen der amerikanischen Kunsthistorikerin Ellen Oredsson, die sich in ihrem Blog "How To Talk About Art History" dieses Phänomens angenommen hat. Ihre These: Kleine Penisse waren damals besser angesehen, ein großes Gemächt hingegen wurde mit Dummheit und Lüsternheit verbunden und schlichtweg als hässlich empfunden. Entsprechend hätten die Bildhauer ihre auch ansonsten makellosen Abbilder einer sicher nicht ganz so makellosen Realität auch in diesem Aspekt "idealisiert" - durch Reduktion.

Tatsächlich gibt es aus der Antike nur sehr wenige Statuen, die einen großen Penis zur Schau stellen - vornehmlich handelt es sich dabei um dann wiederum übertrieben, ja fast grotesk ausgestattete Satyren oder Darstellungen des Gottes Priapus. Erstere waren die Getreuen von Dionysos, Gott des Weins und der Wollust, zweiteres war der dauererregte Gott der Fruchtbarkeit. Allesamt waren sie lüsterne, eher primitive Gestalten - und damit das Gegenteil des idealen Mannes im kulturverehrenden Griechenland.

Weder Gurke noch Marmor

"Die Wahrheit ist immer das stärkste Argument" wird der alte Sophokles gerne zitiert. Und was die körperlichen "Argumente" angeht, ist die Wahrheit mit wissenschaftlich ermittelten 13,12 cm Durchschnittslänge im erigierten Zustand weder bei der Gurke, noch beim Marmor zu finden. Am Ende kommt es sowieso in erster Linie auf ein anderes Kriterium an, wie Till Lindemann in besagtem Rammstein-Song auch klarstellt: "Zu groß, zu klein - Der Schlagbaum sollte oben sein".