Unbehandelt senkt Harninkontinenz die Lebensqualität erheblich. Dabei gäbe es für viele Patientinnen Behandlungsmöglichkeiten. Um medizinische Hilfe zu finden, müssten Betroffene aber über ihre Probleme zu sprechen.

Dänische Ärzte haben mehr als 50.000 Frauen ab einem Alter von 20 Jahren eingeladen, an einer webbasierten Querschnittstudie teilzunehmen. Mehr als 26.000 Frauen beantworteten die Fragen. Fast 6.000 Teilnehmerinnen (22,1 %) berichteten von Inkontinenzsymptomen in den vorangegangenen vier Wochen (Stress-, Dranginkontinenz oder unwillkürlicher Urinabgang ohne Belastung oder Drang). Dabei stieg der Anteil mit dem Alter, von 12,2 % für die 20- bis 39-Jährigen auf 41,5 % (Frauen über 80). 71,4 % der Betroffenen gaben an, keine professionelle Hilfe gesucht zu haben. 38,8 % der Teilnehmerinnen hatten niemanden — weder Nahestehende noch Ärzte — ins Vertrauen gezogen. Wenn sich die Frauen ihrem persönlichen Umfeld öffneten, dann vor allem ihren Partnern, Freunden oder Kindern. Solche Gespräche spielen offenbar eine wichtige Rolle dabei, Hemmungen abzubauen. Denn Frauen, die über ihre Inkontinenz im engsten Kreis reden konnten, suchten auch drei- bis fünfmal so oft professionelle Hilfe wie Frauen, die ihr Leiden ganz verschwiegen. Allerdings erhöhte sich der Anteil derer, die medizinische Hilfe suchten, wenn mehr als ein Inkontinenztyp vorlag, die Besorgnis stieg, die Symptome länger als ein halbes Jahr anhielten oder der Alltag stark beeinträchtigt war. Generell neigten Frauen über 60 eher dazu, ihre Inkontinenz nicht zu verschweigen und sich helfen zu lassen.

Fazit: Inkontinenz kann mit verschiedenen Methoden behandelt werden — allerdings nur, wenn das Leiden dem Arzt berichtet wird. Hieran scheitert es oft, denn fast 40 % der Patientinnen dieser Studie hatten weder mit einem Arzt noch mit einem Angehörigen über ihr Leiden gesprochen. Je älter die Patientinnen waren, desto geringer war jedoch die Zurückhaltung.