Da Fortpflanzungsorgane und Spermien Cannabinoidrezeptoren aufweisen, sind Folgen für die Fertilität männlicher Cannabiskonsumenten zu befürchten. Nun wurden 91 klinische Studien sowie Publikationen zu Tier- und In-vivo-Experimenten ausgewertet.

Dabei gab es in einer Studie mit Spermaproben junger Männer klare Hinweise auf reduzierte Fertilität und erhöhtes Keimzelltumorrisiko durch Cannabis. Teilnehmer, die angaben, mehr als einmal pro Woche Cannabis zu rauchen, wiesen eine 30 % geringere Spermienkonzentration auf als die Nicht-Konsumenten. Dies deckt sich mit einer weiteren Studie und In-vitro-Experimenten, denen zufolge das bei infertilen Männern Endocannabinoidsystem der Keimbahn gestört ist. Auch konnte eine abnehmende Spermienmotilität unter Exposition mit THC nachgewiesen werden.

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Möglicherweise schädigt der Konsum von Cannabis die männliche Fruchtbarkeit.

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Unklar sind die Auswirkungen auf Sexualakt und Erektionsfähigkeit. Die Studienautoren sahen hier dosisabhängige Effekte: In geringen Mengen scheint Cannabis das sexuelle Verlangen zu steigern, hohe Dosen und langfristiger Gebrauch gehen jedoch in vielen Studien mit einer gestörten Sexualfunktion einher.

Besser dokumentiert ist ein negativer Effekt auf den Testosteronspiegel: Dieser fällt in den sechs Stunden nach einem Joint deutlich, erholt sich dann aber rasch. Ob solche temporären Testosterondefizite klinisch relevant sind, ist unklar.

Zu denken geben aber Fall-Kontroll-Studien, denen zufolge Männer mit Hodenkrebs in der Vergangenheit vermehrt Cannabis geraucht hatten. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Cannabis die Produktion von Sexualhormonen stört. Das erhöhte Risiko für Blasenkarzinome bei Marihuanarauchern lässt sich jedoch eher mit den Karzinogenen im Rauch erklären.

Interessant sind Untersuchungen zum Risiko von Prostatakarzinomen. Nach Daten von In-vitro-Studien fördert THC die Apoptose von humanen Prostatakrebszellen und senkt die PSA-Produktion sowie die Expression von Androgenrezeptoren. Belastbare klinische oder epidemiologische Daten zu einer präventiven Wirkung von Cannabis gegen Prostatakrebs gibt es bislang jedoch nicht.

Fazit: Eine Literaturanalyse zu den Auswirkungen von Cannabis auf männliche Sexualorgane zeigt, dass Cannabis Unfruchtbarkeit sowie Keimzelltumoren zu begünstigen, andererseits aber vor Prostatakarzinomen zu schützen scheint. Die Autoren der Analyse konnten allerdings nur auf wenige klinische Studien zurückgreifen. Gerade der reduzierende Effekt auf das Prostatakarzinomrisiko ist bislang schlecht untersucht.