Eine strukturiertere Ausbildung und höhere Alltagspräsenz in dem für die Patientenversorgung wichtigen Bereich der Urogynäkologie ist erstrebenswert. Dies ist nur über interdisziplinären Erfahrungs- und Gedankenaustausch bei der Betreuung betroffener Patientinnen und enge Verzahnung beider Fachdisziplinen möglich: Eine bundesweite Umfrage urologischer und gynäkologischer Weiterbildungsassistenten wies ein großes urogynäkologisches Wissensdefizit trotz bestehendem Interesse an diesem Teilgebiet nach [Kranz et al. 2016]. Eine flächendeckende Qualifikation kann dabei nur durch eine strukturierte curriculare, interdisziplinäre Aus- und Weiterbildung erreicht werden.

Urologie der Frau

Zur Vermittlung urogynäkologischer Kenntnisse wurde die zweitägige Fortbildung „Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau“ konzipiert. Sie bietet dem Einsteiger die Möglichkeit, durch aktive Teilnahme und unter Anleitung erfahrener Tutoren theoretische und praktische urogynäkologische Grundlagen zu sammeln. Ebenso werden aber auch dem fortgeschrittenem, bereits urogynäkologisch aktiven Assistenten sowie Fachkollegen Details komplexer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen in einem bisher nicht existenten Fortbildungsformat vermittelt. Die Fortbildung umfasst das Wissen über die weibliche Harninkontinenz und Senkungszustände des weiblichen Genitales dank renommierter Experten auf dem Gebiet der funktionellen Urologie und Urogynäkologie und vermittelt praktische Kenntnisse in Workshops zur Urodynamik und Beckenbodensonographie. Referenten und Experten aus dem Arbeitskreis „Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau“ der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., eine speziell geschulte Physiotherapeutin sowie eine Fachpflegekraft vermitteln praxisorientierte Fertigkeiten und geben alltagstaugliche Handlungsempfehlungen.

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Workshopteilnehmer in Frankfurt

© J. Kranz

Ein Blick zurück

Der erste Tag der vergangenen Fortbildungsveranstaltung befasste sich vorwiegend mit der Rekapitulation anatomischer Grundlagen des Beckenbodens, der Terminologie sowie Klassifikation der weiblichen Harninkontinenz und Senkungszuständen des weiblichen Genitales. Schwerpunktmäßig wurden diagnostische Verfahren der Urogynäkologie thematisiert. Hierbei wurde neben einem theoretischen teil ein separater interaktiver Workshop zur urodynamischen Untersuchung angeboten. In Kleingruppen wurden anhand von Untersuchungsvideos, Abbildungen und einem Modell hilfreiche Tipps und Tricks zur Beckenbodensonographie vorgestellt.

Der zweite Tag widmete sich der konservativen und operativen Therapie urogynäkologischer Krankheitsbilder. Auf großes Interesse der Teilnehmer stießen dabei die Vorträge zur Beckenbodentherapie und zur Hilfsmittelversorgung (Tampons, Pessare etc.). Dabei wurden relevante Sachverhalte so vermittelt, dass sie unmittelbar in der eigenen Klinik/Praxis umsetzbar sind.

Eine Evaluation durch die Veranstaltungsteilnehmer, die extern analysiert wurde, bescheinigt der Fortbildung ein sehr hohes didaktisches Niveau und einen großen Lerneffekt. Auch die Organisation sowie Betreuung vor Ort erreichte Bestnoten.

Der nächste Termin

Vom 8.–9.11.2019 wird die Fortbildung unter der Schirmherrschaft der Juniorakademie und des Arbeitskreises „Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau“ wiederholt — dank der großzügigen Überlassung ihrer Praxisräume durch Herrn Prof. Elmar W. Gerharz und Kollegen in der urologischen Gemeinschaftspraxis an der Paulskirche erneut zentral in Deutschland. Die Veranstaltung ist bei der Landesärztekammer Hessen zur CME-Zertifizierung angemeldet und ist auf das zukünftige Curriculum der Juniorakademie anrechenbar. Eine Anmeldung ist bei Frau Britta Blöh möglich (E-Mail: info@brittabloeh.de / Tel.: +49 1520 35 10 976 / Fax: +49 322 29 34 06 34). Bitte beachten Sie, dass die Teilnehmerzahl begrenzt ist.

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Dr. med. Jennifer Kranz