_ Obwohl das Urothelkarzinom (UC) zu den häufigen malignen Tumoren zählt, gibt es bislang keine zugelassene zielgerichtete Therapie. „Zurzeit sind die Behandlungsmöglichkeiten in der Erstlinie des metastasierten UC auf platinhaltige Chemotherapien und eingeschränkt wirksame Immuntherapien bei nicht Platin-geeigneten Patienten limitiert, sodass in dieser Indikation weiterhin Bedarf an neuen Wirkstoffen besteht“, informierte PD Dr. Martin Bögemann, Leiter der Sektion Uroonkologie am Universitätsklinikum Münster.

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Bislang gibt es noch keine zugelassene zielgerichtete Behandlung für Patienten mit Urothelkarzinom.

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Etwa 10–15 % der Patienten mit muskelinvasivem und 50–60 % der Patienten mit nicht muskelinvasivem Karzinom weisen Veränderungen im Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor (FGFR) auf [Dieci MV et al. Cancer Discov. 2013; 3: 264-79]. Zudem besteht keine wesentliche Überlappung zwischen FGFR-markerpositiven Patienten und Patienten mit hoher PD-L1 („programmed death-ligand 1“, programmierter Zelltodligand 1)-Expression.

Mit Erdafitinib, einem oral verfügbaren Tyrosinkinase-Inhibitor, der die FGFR 1–4 hemmt, wurden in der Phase-I-Studie EDI1001 auch bei multipel vorbehandelten Patienten mit FGFR-Veränderungen partielle Remissionen beobachtet [Tabernero J et al. J Clin Oncol. 2015; 33: 3401-8]. „Daraus ergab sich eine starke Rationale für die weitere Untersuchung des Pan-FGFR-Inhibitors bei Patienten mit fortgeschrittenem UC und FGFR-Veränderungen“, berichtete Bögemann.

In der im Moment laufenden, offenen Phase-II-Studie BLC2001 wurde zunächst eine kontinuierliche im Vergleich zu einer intermittierenden Gabe von Erdafitinib bei Patienten mit metastasiertem oder inoperablem UC und FGFR-Veränderungen geprüft [Loriot Y et al. J Clin Oncol. 2018; 36 (Suppl 6S): Abstract 411]. Eine vorläufige Analyse der Studiendaten erbrachte eine bestätigte objektive Ansprechrate (ORR) von 35 % unter kontinuierlicher und von 24 % unter intermittierender Dosierung. Die Therapie wurde nach einer Interimsanalyse bei allen Patienten kontinuierlich mit 8 mg/Tag Erdafitinib fortgeführt. Unter dieser Therapie wurde eine ORR von 42 % und in 75 % der Fälle eine Tumorschrumpfung beobachtet.

„Die vom Nebenwirkungsprofil her gut beherrschbare kontinuierliche Therapie erwies sich somit bei ausgewählten Patienten mit FGFR-Veränderungen, für die bislang keine spezifischen Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, als sehr wirksam. Eine Phase-III-Studie ist in Vorbereitung“, so Bögemann.