_ Wissenschaftler aus Dänemark haben Hinweise gefunden, wonach Ibuprofen die hormonproduzierenden Zellen im Hoden deutlich beeinträchtigt [Kristensen DM et al. PNAS 2018; https://doi.org/10.1073/pnas.1715035115]. Zunächst hatten die Forscher gesunde erwachsene Männer 44 Tage lang mit 600 mg Ibuprofen täglich behandelt. Unter der Therapie blieben die Testosteronwerte zwar weitgehend konstant, allerdings stiegen die Werte für luteinisierendes Hormon (LH) aus der Hypophyse deutlich an. Der Anstieg hing wiederum von den Ibuprofen-Serumwerten ab: Je höher sie lagen, umso mehr LH wurde ausgeschüttet. Auch das für die Spermienreifung benötigte follikelstimulierende Hormon (FSH) wurde gehäuft im Serum der Männer nachgewiesen.

Als Marker für die Funktion der Leydigzellen gilt das Testosteron/LH-Verhältnis. Bei den Männern unter Ibuprofen hatte dieses um 23 % abgenommen. Die Wissenschaftler aus Dänemark vermuteten daher, dass Ibuprofen die Leydigzellenfunktion stört, diese weniger Testosteron ausschütten, was wiederum über Rückkopplungsprozesse die Hypophyse veranlasst, mehr LH freizusetzen, um den Testosteronmangel zu kompensieren.

Unterstützt wird ihre Hypothese von Experimenten mit explantierten Hoden erwachsener Organspender. Wurden diese Ibuprofen ausgesetzt, ging die Testosteronproduktion ohne den kompensierenden Einfluss der Hypophyse dosisabhängig zurück.

Unklar ist, ob die Auswirkungen von Ibuprofen klinisch relevant sind. Die dänischen Forscher sehen dennoch die Gefahr, dass sich unter einer dauerhaften Ibuprofen-therapie ein nicht mehr kompensierbarer Hypogonadismus entwickelt — und dieser hätte dann tatsächlich klinische Auswirkungen.