_ Neben einigen anderen Erkrankungen gilt Diabetes mellitus als Hauptrisikofaktor für die Entstehung der erektilen Dysfunktion (ED). Um ein genaueres Bild zur Häufigkeit der ED bei den verschiedenen Diabetesformen zu erhalten, haben Youssef Kouidrat vom King‘s College London und Kollegen alle Publikationen bis November 2016 zu diesem Thema gesichtet [Kouidrat Y et al. Diabet Med. 2017; https://doi.org/10.1111/dme.13403]. Analysiert wurden 145 Studien, an denen insgesamt 88.577 Männer im Durchschnittsalter von 55,8 Jahren teilgenommen hatten.
Die Gesamtprävalenz der ED lag bei den Diabetikern nach Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren bei 52,5 %. Dabei zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Kontinenten. So war die Prävalenz in Südamerika mit 74,6 % am höchsten, gefolgt von Afrika mit 71,3 %. In Europa lag die Quote bei 53,6 % und in Nordamerika bei 34,5 %.
Insgesamt trat eine ED bei 57,7 % aller Diabetiker auf. Männer mit Typ-2-Diabetes waren mit 66,3 % jedoch deutlich häufiger betroffen als solche mit Diabetes Typ 2 (37, 5 %). Im Vergleich zu nicht diabetischen Männern manifestierte sich die ED bei Zuckerkranken 10–15 Jahre früher.
Aber auch die Art der Untersuchung hatte Einfluss auf die gefundene Häufigkeit. So ergab sich die höchste ED-Quote in 17 Studien, die zur Befragung den „Sexual Health Inventory for Men“ (SHIM) einsetzten. Hier wurde eine ED-Quote von 82,2 % ermittelt, im Vergleich zu 60,7 % bei der Evaluierung mittels „International Index of Erectile Function“ (IIEF-5) und anderen Diagnosetools (42,3 %). In acht Studien lag die ED-Quote bei Diabetikern um mehr als das Dreifache über jener der Kontrollprobanden (Odds Ratio 3,62). Altersadaptiert war sie noch doppelt so hoch.
Immer deutlicher wird derzeit eine direkte Beziehung zwischen ED und kardiovaskulären Erkrankungen. So könne die ED als Marker einer frühen Arteriosklerose gelten und damit möglicherweise als unabhängiger Prädiktor kardiovaskulärer Ereignisse und früher Mortalität, schreiben die Autoren. Gleichzeitig raten sie, Männer mit ED im Hinblick auf einen Diabetes mellitus zu untersuchen. Nicht zuletzt, so die Autoren, sei das frühe Erkennen einer ED wegen deren Einfluss auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität betroffener Männer wichtig.

Bei Diabetikern zeigt sich eine erektile Dysfunktion 10-15 Jahre früher als bei nicht diabetischen Männern.
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Starostzik, C. Jeder zweite Diabetiker leidet unter erektiler Dysfunktion. Uro-News 21, 10 (2017). https://doi.org/10.1007/s00092-017-1642-z
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