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Die internationale Radioonkologie verliert mit Prof. Seymour H. Levitt einen ihrer profiliertesten Köpfe. Levitt prägte Ende der 50er/Anfang 60er-Jahre die Entwicklung der klinischen Radioonkologie als eigenständiges Fach nicht nur in den USA, was für uns seinerzeit maßgeblich war, sondern eben auch in Deutschland, Österreich und Schweden durch mancherlei persönliche Kontakte. Im Rahmen eines vieljährigen Besuchsprogramms waren wir jungen Radioonkologen ab 1981 in den USA jederzeit willkommene Gäste, v. a. natürlich auch in seinem Department in Minneapolis. Und er bahnte uns auch den Weg zu den seinerzeit besonders prominenten Zentren in Philadelphia, Houston, Los Angeles, San Francisco, Boston, Baltimore, St. Louis usw. Dieses Über-die-Schulter-Schauen brachte uns entscheidende Impulse.

Am 30. September 2017 ist Prof. Levitt nach längerer Krankheit im Alter von 89 Jahren in Kalifornien gestorben. Er hinterlässt seine Frau Solveig und zwei Töchter, Mary Jeanne Levitt und Jennifer Levitt. Sein Sohn Scott Levitt starb völlig unerwartet vor seinem Vater im Frühjahr 2017.

Seymour Levitt wurde in Chicago geboren und schon während seines Studiums mehrfach geehrt. Nach einer Weiterbildung in Innerer Medizin im Philadelphia General Hospital diente er von 1955–1957 als Arzt in der U.S. Armee in Heidelberg und komplettierte danach seine Weiterbildung in Innerer Medizin und Radiologie an den Universitäten von Kalifornien, Michigan und Rochester. Es folgten leitende Positionen in Radiotherapie an den Universitäten von Oklahoma und Virginia. Von 1970 bis 1999 arbeitete er schließlich als Professor und Direktor des neu gegründeten Departments of Therapeutic Radiology in Minneapolis.

Levitt bildete 70 Residents in Radiotherapie aus, die teilweise auch leitende Positionen einnahmen, und veröffentlichte ein ganz praktisch ausgerichtetes Lehrbuch, „The Technical Basis of Radiation Therapy“, was sehr erfolgreich war und in 4 Auflagen erschien. Besonders wissenschaftlich und berufspolitisch engagiert war Prof. Levitt auf den Gebieten des Mammakarzinoms und des Prostatakarzinoms. Hier ging es darum, die Bedeutung der Radiotherapie in der Kompetition mit Radikaloperationen und der Chemotherapie zu definieren. Ab 2002 wirkte er 12 Jahre lang als wissenschaftlicher Berater am Karolinska Institut in Stockholm. Zahlreiche Ämter bekleidete er in der Radiological Society of North America (RSNA), in der American Society of Therapeutic Radiology (ASTRO), in der American Radium Society sowie als Direktor der American Cancer Society, meistens sogar als Präsident.

Prof. Levitt erhielt in den USA, in Schweden und China zahlreiche Auszeichnungen. Besonders für uns hervorzuheben sind die Ehrenmitgliedschaften der Deutschen Röntgengesellschaft bei deren Jahreskongress in Hannover und der DEGRO im Jahre 2000 in München. Durch intensive Freundschaften mit verschiedenen Leistungsträgern unserer Gesellschaft sind Prof. Levitt und seine Frau Solveigh in Deutschland eigentlich heimisch geworden.

Die deutsche Radioonkologie muss Professor Seymour H. Levitt zutiefst dankbar sein für seine uneigennützige Entwicklungshilfe.

Rolf Sauer, Erlangen