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(Prof. Dr. Heinz Becker, mit freundlicher Genehmigung)

Am 6. September 2014 ist Prof. Dr. med. Heinz Becker, Ordinarius für Chirurgie an der Universität Göttingen, gestorben. Im vergangenen Jahr erst hatte er die Ehrenmitgliedschaft unserer Gesellschaft erhalten, seit vielen Jahren stand er unserer Zeitschrift im wissenschaftlichen Beirat zur Verfügung.

Heinz Becker war nicht nur ein exzellenter Chirurg, einfühlsamer Arzt und überzeugender Hochschullehrer. Er hat auch in der Tumorforschung bleibende Spuren hinterlassen. Dabei hat er sich für unser Fach grosse Verdienste erworben. Er öffnete wie kaum ein anderer Chirurg seine Disziplin für die multimodale Tumortherapie. Ohne ihn wäre insbesondere die international am meisten beachtete Publikation der deutschen Radioonkologie nicht realisiert worden: die von Rolf Sauer initierte Studie zur neoadjuvanten Behandlung des Rektumcarcinoms. Aber auch bei anderen Tumoren des Gastrointestinaltrakts war er vom zusätzlichen Nutzen der Strahlentherapie überzeugt. Wie beim Rectumcarcinom wies er auch für das Ösophaguscarcinom immer wieder darauf hin, dass nach detailliert abgestimmter neodjuvanter Radiochemotherapie die operativen Komplikationsraten keineswegs erhöht sind.

Heinz Becker hatte zu unserem Fach grosses Vertrauen, seinen Vertretern trat er mit grossem Respekt entgegen, vielen war er freundschaftlich verbunden. Er war davon überzeugt, dass dieses positive Verhältnis dazu beitrug, dass auch er mit seiner eigenen schweren Krankheit erstaunlich gut und lange überlebte. Im letzten Jahr vollendete er ein Buch, das mit eigenen Zeichnungen des jeweiligen Operationssitus ungewöhnlich erfolgreiche Tumortherapien erläutert und die persönlichen Schicksale der Betroffenen einfühlsam schildert. In diesem Buch, das er seiner Frau Marion und seinen vier Töchtern widmete, zitierte er den Vater der multimodalen Tumortherapie, Karl Heinrich Bauer: „Wenn ein Chirurg operiert, operiert stets sein Lehrer mit“. Wer Heinz Beckers exzellente Schüler kennt, weiss, dass sein Tod nicht das Ende seiner Überzeugungen ist. Davon und insbesondere von der Freundschaft zwischen unseren Disziplinen werden auch in Zukunft viele profitieren, besonders aber die uns gemeinsam anvertrauten Patienten.

Clemens F. Hess, Göttingen