Hintergrund und Ziel:
Erhöhter Glukoseverbrauch und verstärkte Glykolyse korrelieren bei einigen Malignomformen generell mit schlechter Prognose. Eigene Untersuchungen an Modellsystemen zeigten, dass die nichtmetabolisierbare Glukoseverbindung 2-Deoxy-D-Glukose (2-DG) die Wirksamkeit der Strahlentherapie dosisabhängig verstärken kann, indem sie selektiv Krebszellen sensibilisiert, dagegen auf normale Zellen protektiv wirkt. Klinische Phase-I/II-Studien sprechen dafür, dass die Kombination von 2-DG (in einer oralen Dosis von 200 mg/kg Körpergewicht) mit großen Fraktionen einer γ-Strahlung von Patienten mit Hirntumoren gut vertragen wird. Da man erwartet, dass höhere 2-DG-Dosierungen das therapeutische Ansprechen verbessern, wurden die hier vorgestellten Untersuchungen unternommen, um an Glioblastoma-multiforme-Patienten Verträglichkeit und Sicherheit der Dosiseskalation von 2-DG in der Kombinationsbehandlung (2-DG + Radiotherapie) zu prüfen.
Patienten und Methodik:
In die Studie wurden nicht vorbehandelte Patienten mit histologisch belegtem Glioblastoma multiforme (WHO-Kriterien) eingeschlossen. Das Tumorvolumen (gemäß präoperativer CT/MRT-Auswertung) plus ein 3-cm-Sicherheitssaum wurden wöchentlich mit sieben Fraktionen einer 60Co-γ-Strahlung (5 Gy/Fraktion) behandelt. In ansteigender Dosierung wurde 2-DG (200–250–300 mg/kg KW) nach nächtlicher Nahrungskarenz 30 min vor der Bestrahlung verabreicht. Akuttoxizität und Verträglichkeit wurden durch Überwachung von Vitalparametern und Nebenwirkungen untersucht. Langzeit-Strahlenfolgen und Ansprechen wurden bei überlebenden Patienten radiologisch und klinisch untersucht.
Ergebnisse:
Bei den meisten Patienten wurden vorübergehende, Hypoglykämie-ähnliche Symptome beobachtet. Verträglichkeit und Patienten-Compliance der Kombinationsbehandlung waren bis zu einer 2-DG-Dosis von 250 mg/kg KG sehr gut; bei der höheren Dosis von 300 mg/kg KG entwickelten zwei von sechs Patienten jedoch starke Unruhe und konnten die Behandlung nicht abschließen, obwohl auch unter dieser Dosis keine signifikanten Veränderungen der Vitalparameter festgestellt wurden. Im Follow-up war keine signifikante Schädigung des normalen Hirngewebes bei sieben von zehn Patienten zu beobachten, die die komplette Behandlung erhalten und zwischen 11 und 46 Monate nach der Behandlung überlebt hatten.
Schlussfolgerung:
Die orale Gabe von 2-DG kombiniert mit hohen Einzelfraktionen (5 Gy/Fraktion/Woche) ist sicher und wurde von Gliom-Patienten ohne Akuttoxizität und ohne Strahlungsspätschäden im Hirngewebe vertragen. Um die Wirksamkeit der Kombinationstherapie zu prüfen, sind weitere klinische Studien erforderlich.