Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das vorliegende Themenheft beleuchtet neue innovative Aspekte in der intensivmedizinischen Behandlung von Patienten mit kardialen Problemen. Diese Aspekte sind auch vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie zu sehen. Die Herausforderungen an die Intensivmedizin durch COVID-19 sind vielfältig und ausgesprochen belastend in vielerlei Hinsicht. Insofern wollten wir mit dem Gastbeitrag von Prof. Wenisch und seinem Team, die immerhin mit Stand Ende 2021 mehr als 3000 Patienten mit COVID-19 davon 400 Patienten auf der ICU behandelt haben – und somit auf eine hohe Erfahrung zurückblicken können, einen Überblick über die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit COVID-19 auf Intensivstationen bieten. Wie die Autoren selbst anmerken, ist durch die rasche Änderung des Erkenntnisstands eine solche Übersicht schwierig, aber irgendwo muss man ja anfangen!

Wir möchten auch innovative Therapien beleuchten, die weniger intensivmedizinische Ressourcen binden

Die Verknappung intensivmedizinischer Ressourcen durch die COVID-19-Pandemie zwingt uns auch in gewisser Weise, innovative Möglichkeiten zu beleuchten, die weniger intensivmedizinische Ressourcen, insbesondere Bettenkapazitäten, binden. Vor diesem Hintergrund sind die neuen Möglichkeiten des interventionellen Mitralklappenersatzes – d. h.: die kathetergestützte Implantation einer Mitralklappe – zu sehen, die im Artikel von Prof. Andreas erläutert werden. Auch wenn die dargestellten Möglichkeiten erst kürzlich zugelassen wurden, sollten wir uns ähnlich wie beim transfemoralen Aortenklappenersatz hier auf in Zukunft häufiger werdende Interventionen und ihre speziellen intensivmedizinischen Aspekte und Erfordernisse auch in der Nachbetreuung einstellen. Garniert ist dieser Artikel durch ein Video einer solchen Implantation, sodass wir hier einen noch besseren Einblick in die Methode bekommen.

Abgerundet wird die Thematik durch durchaus vielversprechende innovative Ansätze in der Therapie des Schocks und Myokardinfarkts wie die CRP-Apherese zum einem und die Herzfrequenzmodulation im Schock zum anderen. Die Entwicklung hochkardioselektiver und ultrakurzwirksamer β‑Blocker, wie Esmolol und Landiolol, zeigen, dass die Herzfrequenzkontrolle in einigen Schockformen einen sinnvollen und nützlichen Therapieansatz darstellt. Die CRP-Apherese wiederum zeigt neue Möglichkeiten zur Therapie und Reduktion von Gewebeschädigung bei z. B. Herzinfarkt und Schlaganfall auf, indem eine CRP-induzierte Zellmarkierung durch selektive Immunadsorption von CRP aus dem Blutplasma reduziert werden soll. Da ähnliches auch bei COVID-19 in der Lunge der Fall zu sein scheint, ergeben sich auch auf diesem Gebiet eventuell neue Ansätze, womit sich der Themenkreis dieses Hefts wieder schließt.

Der ursprünglich geplante Artikel zu neuen Konzepten, Erkenntnissen und Entwicklungen in der mechanischen Herz-Kreislauf-Unterstützung, insbesondere betreffend Impella (Abiomed, Aachen, D), ECMO und die Kombination derselben in Form von ECMELLA, konnte leider nicht rechtzeitig fertig gestellt werden. Die vielfältigen Belastungen durch COVID-19 werden eben auch hier spürbar, indem sie unsere persönlichen Ressourcen limitieren. Wir hoffen, diesen Artikel aber in einer der nächsten Ausgaben nachliefern zu können.

Eine interessante und impulsgebende Lektüre dieses Themenhefts wünschen Ihnen

Alexander Geppert und Michael Buerke