Für die klinische Diagnose sind die strukturierte Anamnese und körperliche Untersuchung sowie die zielgerichtete gerätetechnische Diagnostik essenziell. Moderne Labortests und ausgefeilte Bildgebung mit größerer Genauigkeit haben dazu geführt, dass sich einige Kliniker tendenziell bei der Diagnosestellung mehr auf Laborwerte und Technik verlassen. In vielen Fällen sind Laborergebnisse wichtig, um zur richtigen Schlussfolgerung zu gelangen. Der Kontakt von Arzt und Patient ist dennoch für die Diagnostik und Therapie bzw. für die langfristige Compliance von unverzichtbarer Bedeutung. Ebenso sind alle Werte immer in den aktuellen Kontext und die Situation des Pateinten zu bringen.

Früher haben Röntgenaufnahmen mehrere Minuten Expositionszeit erfordert, heute kann man in Sekundenschnelle diese durchführen und sie sind sofort digital verfügbar. Moderne Technologien sind attraktiv. Diese Technologien können jedoch die grundlegenden medizinischen Fähigkeiten nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Der Mangel an klinischer Ausbildung wurde von den Universitäten und angegliederten Einrichtungen erkannt und der Vermittlung „klinischer Skills“ wurde mehr Bedeutung in der Ausbildung geschenkt durch Etablierung von Skills Labs, Standardisierte Prüfungen (OSCE), Phantomen und Schauspielpatienten. Die Verbesserung der klinischen Fähigkeiten ist elementar für die interprofessionelle und interdisziplinäre Versorgung unserer kritisch kranken Patienten. Die Diskrepanzen zwischen Laborbefunden und klinischen Daten können oft unentdeckt bleiben, weil Einige nicht über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen, die klinischen Daten in Kombination mit den Befunden zu analysieren. Oft werden offensichtlich unlogische Laborbefunde ohne Frage akzeptiert. Eine angemessene Anamnese und körperliche Untersuchung sind zwar für die Ermittlung der richtigen Diagnose unerlässlich, aber ohne die Fähigkeit, gesammelte Informationen zu interpretieren, nicht zielführend. Häufig werden die Anamnese durch geschlossene Fragen eingeschränkt bzw. spezifische Details nicht erfasst, sodass die klinische Entscheidungsfindung eingeschränkt ist. Des Weiteren ist eine mangelnde interprofessionelle Kommunikation und Informationsweitergabe zu beobachten. Zur Verbesserung der Ausbildung klinischer Fähigkeiten, auch in der Facharztausbildung und pflegerischen Weiterbildungen im Krankenhaus, sind diese Aspekte wesentlich und längst überfällig. In Anerkennung dessen, dass die Bereitstellung hochwertiger medizinischer Versorgung auf der Intensivstation klinische Fähigkeiten und klinisches Denken erfordert, hat die Deutsche Gesellschaft für Intensiv- und Notfallmedizin ein Curriculum für Intensiv- und Notfallmedizin erstellt, um die ärztliche Aus- und Weiterbildung langfristig zu verbessern. Mit diesem Heft wollen wir einen weiteren Beitrag leisten, um wichtige klinische Skills zu thematisieren.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

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Carsten Hermes

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Prof. Dr. med. Sirak Petros

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Prof. Dr. med. Michael Buerke