Zusammenfassung
Dieser Beitrag präsentiert relevante diagnostische Untersuchungen und Prinzipien für das initiale Management der akuten Dyspnoe. Der Notaufnahmearzt muss breite differenzialdiagnostische Überlegungen anstellen und gleichzeitig eine angemessene Initialbehandlung für eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung durchführen. Atemwege, Atmung und Kreislauffunktionen stellen zu Beginn des Notfallmanagements den primären Fokus für den Notfallmediziner dar. Sobald diese stabilisiert sind, kann die weitere klinische Untersuchung und Behandlung fortgesetzt werden. Durch Risikostratifizierung wird der geeignete Ort zur Weiterbehandlung festgelegt.
Abstract
This article presents the relevant diagnostic examinations and principles for the initial management of acute dyspnea in detail. The emergency physician must work through broad differential diagnostic considerations while providing appropriate initial treatment for a potentially life-threatening disease. The airway, breathing and circulation are the primary focus for the emergency physician when beginning emergency management. As soon as these are stabilized, further clinical investigations and treatment can be continued. The appropriate place for further treatment is determined by risk stratification.
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Danksagung
Für die freundliche Überlassung der Röntgenaufnahmen bedanken sich die Autoren sehr herzlich bei Prof. Dr. Helmberger, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Städtisches Klinikum Bogenhausen.
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Authors and Affiliations
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Interessenkonflikt
A. Hüfner und C. Dodt geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche diagnostische Maßnahme ist bei einem 74-jährigen Patienten mit akut aufgetretener Atemnot auf jeden Fall sinnvoll?
D-Dimer-Bestimmung
Computertomographie des Thorax
Blutgasanalyse
BNP-Bestimmung
Lungenfunktionstest
Welcher der folgenden Punkte gehört nicht zur Notfallsonographie nach dem RADiUS-Protokoll?
Beurteilung des Lungenparenchyms
Kardiale Beurteilung
Beurteilung des Pleuraraums
Beurteilung der Vena cava superior
Beurteilung der Vena cava inferior
Die Ableitung eines 12-Kanal-EKG bei akuter Atemnot ist …
unnötiger Zeitaufwand.
auch bei Fehlen von Brustschmerz oder Herzrhythmusstörungen manchmal diagnostisch wegweisend.
bei starker Luftnot kontraindiziert, weil die Anstrengung beim Freimachen des Oberkörpers die Dyspnoe verstärkt.
nicht sinnvoll, weil die starken Atemartefakte bei Tachypnoe die Ableitung der Herzstromkurven zu stark überlagern.
nur bei anamnestischen Hinweisen für eine koronare Herzkrankheit sinnvoll.
Eine 68-jährige Patientin mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom (Palliativsituation) wird mit akuter schwerer Dyspnoe in die Notaufnahme eingeliefert. Welche der folgenden Aussagen trifft zu?
Eine intravenöse Morphinmedikation ist kontraindiziert, da darunter eine Atemdepression auftreten kann.
Begleitend auftretende Angstzustände können durch Kombination der Opiatgabe mit einem Benzodiazepin gebessert werden.
Studien zeigen, dass die mediane Überlebenszeit nach Auftreten der präfinalen Rasselatmung bei über 48 h liegt.
Trotz Titration der Opioiddosis sind regelhaft signifikante Veränderungen der arteriellen Sauerstoff- und Kohlendioxidlevel nachzuweisen.
Die Durchführung einer nichtinvasiven Beatmung verbietet sich bei Palliativpatienten.
Bei welchem der folgenden vorliegenden Kriterien ist in der Regel die Aufnahme auf einer Intensivstation indiziert?
Atemfrequenz von 20/min
Leichte Vigilanzstörung, GCS 14
Systolischer Blutdruck von 95 mmHg
paCO2 von 55 mmHg
pH von 7,20
In der Notaufnahme wird ein 68-jähriger Patient mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung behandelt. Nach 1,5 Stunden der Therapie erschöpft sich der Patient und es besteht der Bedarf für eine mechanische Unterstützung der Atmung. Welches der folgenden Kriterien stellt am ehesten eine Kontraindikation für eine nichtinvasive Beatmung dar?
Es besteht nur ein sehr leises bis aufgehobenes Atemgeräusch („silent chest“).
Der arterielle CO2-Partialdruck steigt über 60 mmHg.
Die pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung fällt trotz Sauerstoffgabe unter 92 %.
Der Patient reagiert nicht mehr auf laute Ansprache und Schmerzreize (GCS < 9).
Der Patient hat durch Gabe eines β-Sympathomimetikums keine wesentliche Besserung erfahren.
Kein Intubationskriterium ist:
Sauerstoffsättigung von 90 % unter O2-Gabe von 6 l/min
Muskuläre Erschöpfung
Schnappatmung
Katecholaminpflichtige Hypotonie
Trotz Therapie ansteigender paCO2 > 50 mmHg
Welche Untersuchung ist im Rahmen der erweiterten Diagnostik der akuten Dyspnoe in der Aufnahmesituation sinnvoll?
Röntgenuntersuchung des Thorax
Koronarangiographie
Transösophageale Echokardiographie
Bronchoskopie
Polysomnographie
Welcher Patient gehört nicht zu den Hochrisikopatienten?
Ein 85-jähriger Patient ohne bekannte Vorerkrankungen
Ein 60-jähriger Patient mit MTX-Therapie bei rheumatoider Arthritis
Ein 62-jähriger Patient mit COPD GOLD IV und schwerer Obstruktion
Ein 70-jähriger Patient mit einer SpO2 von 94 % unter 2 l Sauerstoff und bekannter arterieller Hypertonie
Ein 69-jähriger Patient mit einem Blutdruck von 85/45 mmHg und einer Herzfrequenz von 115/min.
Welche Erkrankung muss im Rahmen der Differenzialdiagnostik der akuten Dyspnoe nicht beachtet werden?
Eisenmangelanämie mit einem aktuellen Hb von 7,12 mmol/l
Lungenembolie nach einer Flugreise aus den USA
Lungenödem bei bekannter ischämischer Kardiomyopathie und hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion
Instabiler Thorax nach Motorradunfall
Angioödem bei einem Patienten der einen ACE-Hemmer einnimmt.
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Hüfner, A., Dodt, C. Notfalldiagnostik und therapeutisches Management der akuten Dyspnoe. Med Klin Intensivmed Notfmed 110, 555–568 (2015). https://doi.org/10.1007/s00063-015-0084-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-015-0084-1