Kasuistik
Eine 41-jährige Patientin stellte sich ambulant wegen Schlafproblemen, Haarausfall, brennender, roter Augen und Doppelbildern im Aufblick vor. Die Patientin sei außerdem wegen ihres starren Blicks und der neuerdings sehr geschwollenen Lider angesprochen worden. Die Laborwerte zeigten eine manifeste Hyperthyreose mit einem TSH (thyroideastimulierendes Hormon) < 0,01 mU/l (Normwert 0,4–4,0 mU/l), einem fT3 (freies Trijodthyronin) von 11 pg/ml (1,7–3,7 pg/ml) und einem fT4 (freies Tetrajodthyronin) von 14 ng/dl (0,7–1,5 ng/dl)) mit hohen TSH-Rezeptor-Antikörper-Werten (30,4 IU/l; Normwert < 1,0 IU/l) und bestätigten die Verdachtsdiagnose eines Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie. Bei der klinischen Untersuchung wurden Aktivitätszeichen (Lidschwellung, Bindehautrötung und Chemosis) nachgewiesen, der Befund wurde als „schwer“ klassifiziert. Nach Vorstellung der Patientin in einer interdisziplinären Orbitasprechstunde erfolgte zunächst eine thyreostatische Therapie (Thiamazol 20 mg/Tag), und die Patientin wurde zur dringenden Aufgabe des Rauchens angehalten. Nach Erreichen einer peripheren Euthyreose wurde eine intravenöse Steroidtherapie (wöchentlich 250 mg Methylprednisolon i.v. über 12 Wochen) initiiert. Unter der immunsuppressiven Therapie und der Nikotinabstinenz war die Entzündung der Augen rückläufig. Bei klinischer Inaktivität mit persistierendem Exophthalmus wurde 6 Monate später eine knöcherne Entlastungsoperation durchgeführt. Die Doppelbilder bestanden nur noch bei extremem Aufblick, so dass von einer operativen Schielkorrektur abgesehen wurde.
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* Dieser Beitrag enthält Teile der Doktorarbeit von Katharina A. Ponto.
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Ponto, K.A., Kahaly, G.J. Endokrine Orbitopathie – aktuelle Diagnostik und Therapie*. Med Klin 103, 717–730 (2008). https://doi.org/10.1007/s00063-008-1112-1
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