Effekte des Alkohols

Zusammenfassung

Es ist weithin bekannt, dass chronischer Alkoholkonsum zu einer Reihe von Folgekrankheiten unterschiedlicher Organe führt. In den letzten 15 Jahren wurden zunehmend Daten publiziert, die eine protektive Wirkung chronischer Alkoholzufuhr aufzeigen konnten; dies gilt für die koronare Herzerkrankung und den ischämischen Schlaganfall. Bereits kleine Mengen von Alkohol scheinen einen solchen protektiven Effekt zu haben, der von individuellen Faktoren abhängig ist. Er ist besonders ausgeprägt bei älteren Menschen und Menschen, die zusätzliche Risikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung aufweisen. Eine vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebene Untersuchung konnte zeigen, dass beim gesunden Erwachsenen die risikoarme täglich zugeführte Alkoholmenge beim Mann < 20 g Alkohol und bei der Frau < 10 g Alkohol pro Tag beträgt. Die Empfehlungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen über den Umgang mit Alkohol basieren auf diesen Daten. Die vorliegende Arbeit soll den fraglich protektiven Effekt von Alkohol für die Arteriosklerose kritisch beleuchten und einige Fragen herausarbeiten. Aufgrund der Datenlage würde jede öffentliche Empfehlung, Alkohol als Koronartherapeutikum einzunehmen, mehr schaden als nutzen. Eine Empfehlung von Alkohol als Schutz gegen Herzinfarkt und Schlaganfall ist aufgrund der damit verknüpften potentiell schädigenden Effekte strikt abzulehnen. Auch sollte eine regelmäßige tägliche Zufuhr nicht empfohlen werden.

Abstract

It is well known that chronic alcohol consumption results in a great number of alcohol-associated diseases. In the past 15 years, data showing a protective effect of chronic alcohol consumption have been published, especially with respect to coronary heart disease and ischemic stroke. Already small quantities of alcohol seem to have this protective effect which depends on various individual factors. This is specially pronounced in the elderly and in individuals with additional risk factors for coronary heart disease. An investigation of the German Ministry of Health has clearly shown that poor-risk doses of alcohol in healthy adults are < 20 g alcohol per day in men and < 10 g/day in women. Recommendations of the “German Hauptstelle für Suchtfragen” are based on these data. The present review tries to critically question the protective effect of alcohol on arteriosclerosis. A public recommendation of alcohol as a coronary therapeutic agent would create more damage than benefit. A recommendation of alcohol as protection against myocardial infarction and ischemic stroke cannot be given due to its potential damaging effect on various other organs. In addition, a regular daily administration of alcohol should not be recommended.