KASUISTIK
Eine 26-jährige Erstgebärende stellte sich bei Ihnen in der 12. Schwangerschaftswoche (SSW) wegen verstärkten Erbrechens und Tachykardie vor. Symptome einer endokrinen Orbitopathie fehlten. Die Bestimmung der Schilddrüsenwerte ergab ein supprimiertes TSH (thyreoideastimulierendes Hormon; 0,0 μU/l), jedoch erhöhte Werte für freies Thyroxin und freies Trijodthyronin (FT4 21,5 ng/dl, Normbereich 9,3–17,0 ng/l, FT3 6,0 ng/l, Normbereich 2,5–4,3 ng/l). Die Bestimmung der Schilddrüsenantikörper erbrachte einen erhöhten Wert der TSH-Rezeptor-Antikörper (5,7 U/l, normal < 1 U/l). Die Messung der Antikörper gegen Thyreoglobulin (TG-AK) wurde nicht durchgeführt. Sonographisch imponierte eine vergrößerte Schilddrüse mit einem Gesamtvolumen von 38 ml. Es zeigte sich ein homogenes, echoarmes Schallmuster. Die Durchblutung war verstärkt. Es erfolgte die Einleitung einer thyreostatischen Medikation mit Propylthiouracil (2 x 1 Tbl. à 50 mg/Tag). Hierunter kam es zu einem Rückgang der Schilddrüsenwerte. Bei noch supprimiertem TSH lagen FT4 und FT3 nach 14 Tagen im oberen Normbereich. Die Propylthiouracildosis konnte weiter reduziert werden. Bei anhaltend euthyreoter Stoffwechsellage wurde die Medikation in der 36. SSW pausiert. Untersuchungen des Fetus zeigten keine Auffälligkeiten. Termingerecht wurde die Frau von einem gesunden Kind entbunden.
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Fink, H.J., Hintze, G. Aktuelle Schilddrüsendiagnostik und -therapie bei Fertilitätsstörungen und Schwangerschaft. Med Klin 101, 645–652 (2006). https://doi.org/10.1007/s00063-006-1094-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-006-1094-9