Skip to main content
Log in

Was bringt die digitale rektale Untersuchung?

  • Praxis
  • FORTBILDUNG INNERE MEDIZIN
  • Published:
Medizinische Klinik Aims and scope Submit manuscript

Kasuistik

In der Notaufnahme stellte sich ein 54-jähriger Patient mit seit mehreren Stunden bestehendem Nasenbluten vor. Zur Vorgeschichte berichtete der Patient, dass er in den letzten 2 Monaten vermehrt Probleme mit Nasenbluten und blauen Flecken gehabt habe, zuvor habe das Nasenbluten jedoch immer von selbst aufgehört. Auf genaue Befragung berichtete der Patient, vor einigen Tagen einmalig eine Blutauflagerung auf dem Stuhl bemerkt zu haben. Außerdem habe er gelegentlich Schmerzen im Bereich der rechten Schulter gehabt, diese aber eher auf seine sportlichen Aktivitäten zurückgeführt.

Ansonsten waren keine relevanten Vorerkrankungen bekannt. Auch gerinnungshemmende Medikamente wie Phenprocoumon oder Acetylsalicylsäure habe der Patient in den letzten Wochen nicht eingenommen.

In den laborchemischen Untersuchungen zeigte sich die Konstellation einer Hyperfibrinolyse mit Erhöhung der Fibrinogenspaltprodukte, verlängerter Thrombinzeit und Erniedrigung des Serumfibrinogens.

Bei der körperlichen Untersuchung in der Notaufnahme fiel lediglich eine ca. 10 × 15 cm große flächenhafte Einblutung der Haut im unteren Rückenbereich auf. Bei der digitalen rektalen Untersuchung wurde eine derb-höckerige Prostata getastet, welche die Rektumschleimhaut zu infiltrieren schien. Das Serum-t-PSA (prostataspezifisches Antigen) war auf 250 ng/ml erhöht (Normwert < 3 ng/ml). Im transrektalen Ultraschall wurde der Verdacht auf das Vorliegen eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms Stadium T4 geäußert. Computertomographisch zeigten sich mehrere vergrößerte Lymphknoten im Bereich des kleinen Beckens mit einem maximalen Durchmesser von 3–4 cm. In der Skelettszintigraphie fanden sich multiple ubiquitäre metastasenverdächtige Läsionen der Knochen, u. a. in der unteren Lendenwirbelsäule (LWS), den Rippen und dem rechten Humerus.

Zusammenfassend handelt es sich um den Befund eines fortgeschrittenen metastasierten Prostatakarzinoms, Stadium T4N2M1, welches in diesem Fall mit der seltenen Diagnose einer Hyperfibrinolyse einhergeht. Die seltene Assoziation zwischen Prostatakarzinom und Hyperfibrinolyse wurde bereits in den 60er Jahren in zwei Fallberichten beschrieben [1, 5]. Zur Hyperfibrinolyse kommt es durch Steigerung der fibrinolytischen Aktivität, welche durch eine übermäßige Freisetzung von Plasminogenaktivatoren bedingt ist. Eine lokale Hyperfibrinolyse wird meist durch Operationen an plasminogenaktivatorreichen Organen (Pulmo, Pankreas, Prostata, Plazenta) verursacht. Zu einer systemischen Hyperfibrinolyse kommt es meist paraneoplastisch oder im Rahmen einer disseminierten intravasalen Koagulopathie (DIC). Therapeutisch kann das antifibrinolytisch wirksame Aprotinin eingesetzt werden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Torsten Kucharzik.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Lebiedz, P., Kucharzik, T. Was bringt die digitale rektale Untersuchung?. Med Klin 99, 735–739 (2004). https://doi.org/10.1007/s00063-004-1108-4

Download citation

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-004-1108-4

Navigation