Kasuistik.
Ein 78-jähriger Patient mit einem langjährigen Diabetes mellitus Typ 2b, Hypercholesterinämie und einem bislang unter einer Zweifachtherapie (Diuretikum und ACE-Hemmer) schlecht eingestellten Hypertonus mit Blutdruckwerten systolisch > 170 mm Hg stellt sich nach einem 2-wöchigen Krankenhausaufenthalt erstmalig in der Praxis vor. Der stationäre Aufenthalt war wegen einer Angina-pectoris-Symptomatik erforderlich geworden. In der Koronarangiographie hatte sich eine hochgradige Stenose der linken Koronararterie gezeigt, die im unmittelbaren Anschluss dilatiert und mit einem Stent versorgt worden war. Zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos war der Patient von den kardiologischen Kollegen mit einem Statin zur Senkung des Cholesterins versorgt worden, zudem wurde die antihypertensive Therapie intensiviert und enthielt aktuell einen lang wirkenden Calciumantagonisten, einen -Blocker, einen ACE-Hemmer, einen -Blocker sowie ein Diuretikum. Aktuell ist der Patient normotensiv, berichtet aber über eine ausgeprägte Antriebslosigkeit sowie Schwindelzustände. „Seitdem der Blutdruck besser eingestellt ist, geht es mir richtig schlecht“, so der Patient. „Ich brauche halt meinen hohen Blutdruck! Gilt denn die Regel nicht mehr, dass der obere Blutdruckwert 100 plus das Lebensalter betragen soll?“
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Hohage, H., Gerhardt, U. & Suwelack, B.M. Die Legende vom Erfordernishochdruck. Med Klin 98, 511–521 (2003). https://doi.org/10.1007/s00063-003-1291-8
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-003-1291-8