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Spätestens bei einer plötzlichen systemischen Reaktion nach einem Insektenstich (von Biene oder Wespe) sollte eine Insektengiftallergie ausgeschlossen werden. Auch, um eine Anaphylaxie rasch erkennen und behandeln zu können. Und natürlich das Wiederauftreten dieser potenziell lebensbedrohlichen Multiorganerkrankung vermeiden zu können. Schließlich sind Insektengifte neben Nahrungsmitteln und Medikamenten die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie. Bei Erwachsenen stünden sie mit fast 50 % an der Spitze, bei Kindern seien es im Anaphylaxie-Register (Stand 29.10.2020, n = 14.376 analysierbare Fälle) mit fast 70 % Nahrungsmittel, erklärte Margitta Worm, Berlin.
Neu: Serum-Tryptase bestimmen
Als Hinweise für eine Anaphylaxie (jedweder Ursache!) werden in den Leitlinien der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) ein plötzliches Auftreten, A-, B- oder C-Symptome (Airway, Breathing, Circulation) ggf. zudem Haut/Mukosa-Symptome und gastrointestinale Manifestationen aufgelistet [Muraro A et al. Allergy. 2022;77(2):357-77]. Neu, so Worm, werde die Bestimmung der Serum-Tryptase bis zu 24 Stunden nach der Reaktion empfohlen.
Noch nicht berücksichtigt sei hier die relativ neue Erkenntnis, dass auch neurologische Symptome für eine Anaphylaxie sprechen könnten, erklärte Worm. Die Sensibilisierung könne leicht mittels Hauttest und oder spezifischen IgE-Antikörpern im Blut nachgewiesen werden.
Keine Zeit verlieren
Beim Verdacht auf Anaphylaxie dürfe keine Zeit verloren werden. Notfalltherapie der Wahl sei Adrenalin intramuskulär verabreicht (300 µg). Wichtig sei, Hilfe zu holen und die Betroffenen an die Symptome angepasst zu lagern: bei Atemwegssymptomen sei Sitzen, bei kardiovaskulären Symptomen Liegen mit hochgelagerten Füßen indiziert.
In einem Update ihrer S2k-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie von 2021 gibt die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) klare Empfehlungen zu den Indikationen für die Verordnung eines Adrenalin-Autoinjektors [Ring et al. Allergo J Int. 2021;30(1): 1-25].
Dass die Empfehlungen im klinischen Alltag nur unzureichend umgesetzt werden, zeigte Worm anhand einer noch unveröffentlichten Erhebung. In nur knapp 25 % aller Fälle wurde Adrenalin als Erstlinienmedikation eingesetzt, darunter bei Kindern in 32,2 % und bei Erwachsenen in 22,1 % der Fälle. Abhängig vom Auslöser war es bei 28,1 % der Lebensmittel-, bei 28,3 % der Medikamenten- und lediglich bei 20,3 % der Insektenallergien Notfallmedikation in der Firstline.
Worm M. "Insektengiftallergie und Anaphylaxien", 13. Allergologie-Update-Seminar, 3. bis 4. März 2023
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Ayazpoor, U. Insektengiftallergie und Anaphylaxie: Adrenalin noch zu selten im Einsatz. HNO Nachrichten 53, 55 (2023). https://doi.org/10.1007/s00060-023-8565-y
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