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Schwindel und Sterberisiko
Wenn das Leben aus dem Gleichgewicht gerät
In einer aktuellen Auwertung bestätigten sich Ergebnisse einer früheren Studie: Gleichgewichtsstörungen gehen mit einer erhöhten Mortalitätsrate einher [Cao C et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2021; https://doi.org/10.1001/jamaoto.2021.0057]. Ein Forscherteam von der Universität Washington nutzte für die prospektive Analyse Daten von fast 6.000 US-Amerikanern, die mindestens 40 Jahre alt waren und einen modifizierten Romberg-Test absolviert hatten. Dafür mussten sie mit beiden Beinen auf festem Untergrund und dann auf einer Schaumstoffunterlage stehen, jeweils mit geöffneten und geschlossenen Augen. Die Teilnehmer waren im Schnitt 54 Jahre alt, etwa die Hälfte waren Frauen. Median wurden sie 13 Jahre nachbeobachtet und die Todesfälle innerhalb dieser Zeit erfasst.
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Gleichgewichtsstörungen wurden bei 18 % der 40- bis 49-Jährigen, 34 % der 50- bis 64-Jährigen und 62 % der mindestens 65-Jährigen festgestellt. Während der Nachbeobachtungszeit verstarben 1.530 Personen, darunter waren 342 kardiovaskulär und 364 krebsbedingte Todesfälle. Das Gesamtmortalitätsrisiko war bei den Studienteilnehmern mit Gleichgewichtsstörungen im Vergleich zu denen ohne nach Adjustierung auf soziodemografische Faktoren, Lebensstil und chronische Erkrankungen um 44 % erhöht. Zudem war ihr Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs zu sterben, um 65 % bzw. 37 % gesteigert. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen waren die Assoziationen noch stärker.
Darüber hinaus gingen Störungen des vestibulären Systems mit einem um 31 % erhöhten Risiko für Gesamtmortalität einher und waren mit einem um 59 % bzw. 39 % gesteigerten kardiovaskulären und krebsbedingten Sterberisiko assoziiert. Die Forscher um Cao beobachteten außerdem bei den Personen mit Gleichgewichtsstörungen im Vergleich zu denen ohne ein um 132 % erhöhtes Risiko für einen Unfalltod.
"Weitere Studien sind erforderlich, um zu bewerten, ob die beobachteten Assoziationen ein kausales biologisches Phänomen darstellen - und wenn ja, ob Trainingsprogramme helfen können, die metabolische Gesundheit, das Gleichgewicht und die langfristige Prognose der Betroffenen zu verbessern", resümieren Cao und Kollegen.
Digitale Formulare
Keine Drucker-Vorgabe für Praxen
Ärzte, die ihren Patienten digital erzeugte Formulare in Papierform mitgeben wollen, müssen keine Vorgaben zur Nutzung eines bestimmten Druckers beachten. Zulässig sind damit Laser-, Tintenstrahl- oder ggf. auch Nadeldrucker. Das hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mitgeteilt. Wichtig sei nur, dass die Schwarz-weiß-Ausdrucke lesbar seien. Das betrifft z. B. die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AUB): Ab Oktober müssen Ärztinnen und Ärzte AUB digital erstellen und sie mithilfe eines KIM-Dienstes elektronisch an die Krankenkassen übermitteln. Für Patienten und Arbeitgeber müssen aber erst einmal weiter Papierausdrucke ausgegeben werden.
Weltweites Projekt
Tausende neuer Bakterien und Viren entdeckt
Etwa 55 % der Weltbevölkerung leben in Städten, Milliarden Menschen kommen täglich in Bahnhöfen zusammen. Ziel des Projekts "Metagenomics und Metadesign of Subways and Urban Biomes" (MetaSUB) ist es, die dort zirkulierenden Mikroorganismen zu identifizieren und jeweils deren Gesamtheit (Mikrobiome) in den Städten weltweit zu charakterisieren. Forscher des Projekts haben jetzt 10.928 neue Viren- und 748 neue Bakterienstämme beschrieben, die bisher noch in keiner Referenzdatenbank verzeichnet waren [Danko D et al. Cell. 2021; https://doi.org/10.1016/j.cell.2021.05.002]. Das Team hat dazu mithilfe des "next generation sequencing" mehr als 5.000 Proben aus dicht besiedelten U-Bahn-Stationen, Bahnhöfen und Krankenhäusern aus 60 Städten analysiert. Den Ergebnissen zufolge gibt es in jeder Stadt ein spezifisches und einzigartiges Mikrobiom. So lasse sich nur durch Sequenzierung der DNA auf den Schuhen eines Menschen zu 90 % vorhersagen, wo er lebt. Die neuen Erkenntnisse könnten etwa zur Identifikation antibiotikaresistenter Stämme beitragen, heißt es in einer Mitteilung der Universität Tübingen. Allerdings: RNA-Viren wie SARS-CoV-2 ließen sich mit der DNA-Analyse nicht erkennen.
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Zeig mir deine Schuhe und ich sage dir wo du lebst.
Pandemie und Komplikationen
Was geht schief bei Abstrichen auf Covid-19?
Einer finnischen Untersuchung zufolge kommen auf 100.000 Coronatests 1,24 Fälle mit Komplikationen. Das ergab die Auswertung von nasopharyngealen Abstrichen auf SARS-CoV-2 bei fast 643.300 Personen [JAMA Otolaryngol Head Neck Surg; online 29. April]: Acht Personen hatten sich deshalb in der HNO-Notfallambulanz vorgestellt. Bei vier waren Blutungen aufgetreten, bei vier weiteren war das Teststäbchen zerbrochen und in der Nase geblieben. Die Stäbchenteile wurden endoskopisch unter Lokalanästhesie entfernt, die Blutungen medikamentös, mit Tamponaden oder mit einem endovaskulären Eingriff gestillt. Bei drei Patienten traten lokale Wundinfektionen auf, einer entwickelte eine systemische Entzündung. In einem Fall kam es zur Nasenscheidewandperforation, vermutlich durch den Einsatz von Tamponaden. Die Hälfte der Blutungen wurde mit einem Hämoglobinspiegel unter 6,5 g/dl als potenziell lebensbedrohlich eingestuft. Drei Patienten benötigten Bluttransfusionen. Joana Schmidt
Pandemie und Meetings
Neu: Zoom-Fatigue
Wie unerwartet sinnvoll das biblische Bilderverbot ist, wird vielen erst klar, seit es Corona-bedingt so viele Videokonferenzen gibt. Die virtuellen Treffen auf Zoom oder anderswo sind anstrengend, bekannte Gesichter wirken fremd, am fremdesten das eigene. Für alle, denen das die Kräfte raubt, ist inzwischen eine Diagnose zur Hand: "Zoom-Fatigue" bezeichnet Erschöpfungszustände nach virtuellen Meetings. Schwedische Wissenschaftler um Géraldine Fauville von der Universität Göteborg haben das Phänomen studiert [Fauville G et al. SSRN Electronic Journal. 2021; https://doi.org/10.2139/ssrn.3820035] und fünf auslösende Mechanismen identifiziert: Spiegelangst, Gefangensein, Starren auf ein Raster starrender Gesichter, nonverbales Signalisieren sowie dessen Interpretation. Laut der Studie leiden Frauen stärker als Männer an Zoom-Fatigue - unter anderem deshalb, weil es ihnen noch schwerer fällt, das eigene Bild zu verkraften.
Pandemie und Gesundheit
Jeder Dritte fühlt sich schlechter
Jeder dritte Deutsche geht davon aus, dass sich sein Gesundheitszustand wegen der Corona-Pandemie verschlechtert hat, und zwar unabhängig davon, ob er tatsächlich an Covid-19 erkrankt war oder nicht. Mit 36 % liegt der Anteil in Deutschland höher als im internationalen Durchschnitt mit 34 %. Das zeigt eine repräsentative Untersuchung des französischen Versicherungskonzerns Axa in 14 Ländern in Afrika, Amerika, Asien und Europa.
Frauen leiden der Umfrage zufolge generell stärker unter den Auswirkungen der Pandemie. Das betrifft Probleme mit dem Gewicht, dem Schlaf und der Fitness. In Deutschland haben 31 % der Frauen und 20 % der Männer seit Beginn der Pandemie erstmalig oder in verstärktem Ausmaß psychische Probleme. 43 % der Frauen und 35 % der Männer verspüren eine Zunahme von Stress und Angstzuständen. Zum Vergleich: Über alle Länder ist das bei 21 % der Männer und 32 % der Frauen der Fall.
Im Schnitt haben 45 % aller Befragten wegen Covid-19 auf Behandlungen oder Arztbesuche verzichtet. Hierzulande lag der Anteil mit 23 % deutlich niedriger. Von ihnen gaben 47 % an, aus Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 nicht zum Arzt gegangen zu sein. 31 % waren der Meinung, ein Arztbesuch sei pandemiebedingt gar nicht möglich.
Pandemie und Arzneiausgaben
Zahl der Verordnungen aktuell klar rückläufig
Die GKV-Arzneiausgaben im ersten Quartal 2021 sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich um ein Prozent auf 11,5 Milliarden Euro gestiegen. Das hat das Beratungsunternehmen IQVIA mitgeteilt. Die Entwicklung ist stark durch die Corona-Pandemie geprägt, die Zahl der von den Apotheken im gleichen Zeitraum abgegebenen Packungen brach um 13,4 % auf 164,5 Millionen ein. Bei Analgetika ist der Absatzeinbruch mit 21 % besonders markant gewesen.
Die Pandemie-Entwicklung spiegelt sich auch im Apothekenmarkt für rezeptfreie Arzneimittel wider, der ebenfalls massive Absatzrückgange zu verzeichnen hat. Überdurchschnittlich kräftig ging mit 32 % der Absatz von Husten- und Erkältungsmitteln zurück, den stärksten Zuwachs verzeichneten Beruhigungs- und Schlafmittel (18,2 %).
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Springer Medizin, München, Germany
Redaktion Facharztmagazine
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Facharztmagazine, R. Panorama. HNO Nachrichten 51, 8–9 (2021). https://doi.org/10.1007/s00060-021-7587-6
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