Die Entfernung von Rachen- und Gaumenmandeln bei Kindern verhindert keine Atemwegsinfekte, dämpft aber auch nicht die Abwehr gegen Atemwegserreger, wie manche Experten befürchten.

Nach einer Adenotonsillektomie (ATE) kommt es nicht gehäuft zu Infekten der oberen Atemwege und des Mittelohrs, allerdings scheint die ATE solche Infekte auch nicht zu unterbinden. Das ergab eine Analyse von Daten der nationalen Krankenversicherung in Südkorea. Ärzte um Dr. Jong-Yeup Kim von der HNO-Klinik der Universität in Daejeon schauten bei knapp 2.400 Patienten mit einer ATE (zwischen 2004 und 2012) im Alter von bis zu zehn Jahren in den Folgejahren nach Klinik-Diagnosecodes für eine akute Pharyngitis, Rhinosinusitis sowie eine Otitis media. Berücksichtigt wurden nur Kinder mit einer benignen Ursache für die ATE, etwa einer chronischen Tonsillitis.

Jedem Patienten stellten die Forscher vier Kinder ohne ATE gegenüber, die im Hinblick auf Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status und die Zahl der Atemwegsinfekte in den zwei Jahren vor der ATE vergleichbar waren ("propensity score matching"). Die Nachbeobachtung dauerte ein bis maximal neun Jahre.

In den zwei Jahren vor der Studienaufnahme hatten die Kinder im Schnitt jeweils 7,0 Atemwegsinfekte, im ersten Jahr nach der ATE bzw. der Studienaufnahme waren es jeweils 2,6 und 2,1 in den Gruppen mit und ohne ATE. In beiden Gruppen sanken die Werte mit der Zeit kontinuierlich, im neunten Jahr wurden im Schnitt noch jeweils 0,1 Diagnosen zu Atemwegsinfekten in Kliniken gezählt. Tendenziell waren Atemwegsinfekte in der ATE-Gruppe etwas häufiger, die Unterschiede waren aber meist sehr gering und statistisch nicht signifikant. Ähnliches galt für die einzelnen Atemwegskrankheiten. Schauten die Forscher um Kim auf Krankenhauseinweisungen insgesamt, gab es ebenfalls keine belastbaren Unterschiede.

Fazit: Eine ATE beeinträchtigt offenbar nicht die Reifung des Immunsystems, kann aber auch keine Atemwegsinfekte verhindern.

Kim JY et al. Adenotonsillectomy Does not Alter the Risk of Upper Airway Infections in Children. Laryngoscope 2021; https://doi.org/10.1002/lary.29506