Fördert eine Hypertonie das Auftreten von Nasenbluten? Zu dieser Frage ist trotz vieler Untersuchungen das letzte Wort noch nicht gesprochen. Eine aktuelle Studie mit über 70.000 Teilnehmern spricht für eine Assoziation.

Eine Epistaxis kann eine Vielzahl von Ursachen haben, etwa trockene Luft, Infektionen, Allergien, Verletzungen, Alkoholabusus oder eine Behandlung mit Antikoagulanzien. Als weiterer wichtiger Risikofaktor wird im Allgemeinen eine Hypertonie angesehen. Allerdings gibt es unter den zahlreichen Untersuchungen dazu auch einige, vor allem ältere Studien, die einen Effekt des Blutdrucks in Zweifel ziehen. Unterstützung für die Hypothese eines - potenziell kausalen - Zusammenhangs liefert eine große Kohortenstudie aus Südkorea. Danach haben Hypertoniepatienten ein um fast 50 % höheres Risiko für eine Epistaxis, die zu einem Arztbesuch führt, als vergleichbare Personen ohne Bluthochdruck.

Die Analyse beruht auf Daten der nationalen Krankenversicherung: 35.749 Patienten mit diagnostizierter und behandelter Hypertonie wurden ebenso viele Versicherte ohne eine solche Diagnose gegenübergestellt, die mit ihnen in Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status und Grad der Komorbidität übereinstimmten. Versicherte mit bekannten Risikofaktoren für eine Epistaxis wie Tumoren der Nasennebenhöhlen oder Gerinnungsstörungen waren von der Analyse ausgeschlossen.

In der Beobachtungszeit von median 5,5 Jahren hatten 696 Hochdruckpatienten und 483 Kontrollpersonen wegen Nasenblutens einen Arzt aufgesucht. Das entsprach Inzidenzraten von 32,97 bzw. 22,76 pro 10.000 Personen. Damit erwies sich die Hypertonie in einer multivariablen Analyse als signifikanter Risikofaktor für das Auftreten einer Epistaxis, mit einer Risikoerhöhung um 47 %.

Rezidive traten bei 42 bzw. 34 Patienten mit Nasenbluten auf; hier war die Differenz zwischen Versicherten mit und ohne Hypertonie allerdings statistisch unbedeutend.

Relevante Unterschiede zeigten sich dagegen beim Schweregrad der Epistaxis: Von den betroffenen Hypertonikern suchten 12,8 % eine Notfallambulanz auf, von den normotonen Vergleichspersonen nur 5,2 %. Zum Stillen der Blutung musste außerdem bei den Patienten mit Bluthochdruck häufiger eine posteriore Nasentamponade gelegt werden (1,9 % vs. 0,4 %).

"Die Ergebnisse legen nahe, dass Bluthochdruck ein Risikofaktor für behandlungsbedürftiges Nasenbluten sein könnte", lautet das vorsichtige Fazit der Studienautoren um Hayoung Byun von der Universität in Seoul. Diese Annahme steht in Einklang mit einer Metaanalyse [Min HJ et al. Otolaryngol Head Neck Surg. 2017;157:921-7], in der ein ähnlicher Anstieg der Epistaxisraten bei Hypertoniepatienten festgestellt worden war. Auch wenn keine der Studien einen Kausalzusammenhang belegen kann, ließe sich der durchaus erklären: Die durch die Hypertonie verursachten Schäden am Gefäßendothel, etwa durch oxidativen Stress oder auch durch atherosklerotische Plaques, könnten die Gefäße in der Nase "fragiler" machen. In Post-mortem-Studien wurden bei Hochdruckpatienten degenerative bindegewebige Veränderungen der Nasengefäße festgestellt.

Aufgrund der retrospektiven Analyse und wegen des Fehlens von Blutdruckwerten lässt sich aus den Ergebnissen jedoch nicht ableiten, ob, wie bei Epistaxis oft empfohlen, eine gute Einstellung des Blutdrucks tatsächlich zur Prävention von Nasenbluten beitragen kann.

Fazit: Bei Hypertonikern scheinen Inzidenz und Schweregrad von Nasenbluten höher zu sein als bei vergleichbaren Personen ohne Hochdruckdiagnose.

Byum H et al. Association of Hypertension With the Risk and Severity of Epistaxis. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2020; https://doi.org/10.1001/jamaoto.2020.2906