_ Ein Großteil der Bevölkerung glaubt, dass Stress, Elektrosmog und andere wissenschaftlich nicht belegte Faktoren Krebs auslösen können. Tatsächliche Risikofaktoren werden dagegen gerade einmal zur Hälfte erkannt.

Für den „Attitudes and Beliefs about Cancer-UK Survey“ (ABACUS) waren 1.330 Briten im mittleren Alter von 43 Jahren mit validierten Instrumenten befragt worden [Shahab L et al. Eur J Cancer. 2018;103:308-16]. Zum einen sollten sie im persönlichen Gespräch Krebsrisikofaktoren korrekt erkennen. Dazu zählten unter anderem Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht, wenig Bewegung sowie nahe Verwandte mit Krebs. Ebenso sollten sie Krebsmythen identifizieren, etwa Trinken aus Plastikflaschen, Süßstoffe, Elektrosmog oder Reinigungsmittel. Die Teilnehmer wurden also gefragt, ob sie glauben, dass die genannten Faktoren Krebs verursachen. Zudem lieferten sie eine Reihe soziodemografischer Angaben.

Wie sich zeigte, erkannten die Teilnehmer im Schnitt 53 % der tatsächlichen Krebsrisikofaktoren, dagegen wurden nur 36 % der Krebsmythen als solche identifiziert. Auffällig war, dass die Teilnehmer kaum zwischen tatsächlichen und vermeintlichen Risikofaktoren differenzierten. Wer die tatsächlichen Risikofaktoren gut erkannte, hielt auch die Mythen für real, umgekehrt galt, wer nichts von den wissenschaftlich belegten Risikofaktoren hielt, der glaubte auch nicht an die unbelegten.

Immerhin waren sich die meisten beim Rauchen einig: 88 % hielten aktives und 80 % passives Rauchen für ein Risiko. Am unteren Ende standen HPV und wenig Obst mit jeweils 30 % Zustimmung.

Der Glaube an Krebsmythen sei in dieser Untersuchung deutlich größer gewesen als in früheren Befragungen. Solche Mythen würden sich möglicherweise stärker und schneller verbreiten als das Wissen um die tatsächlichen Risiken, welches die Forscher um Shahab als noch immer „erschreckend gering“ bezeichnen. So hätten nur 60 % der Befragten Adipositas als Krebsrisiko erkannt, obwohl dies der zweitwichtigste vermeidbare Risikofaktor sei.

Auffallend sei auch der sozioökonomische Unterschied beim Wissen über Krebsrisiken. Die Gesellschaft sollte darauf achten, dass sich diese Lücke nicht weiter öffne und spezielle, vereinfachte Kommunikationsmittel verwenden, um auch weniger gebildete und in prekären Verhältnissen lebende Menschen zu erreichen, schreiben die Forscher.