Hintergrund und Problemstellung:
Mesenchymale Stammzellen haben prinzipiell das Potential, sich in adulte Myozyten zu transdifferenzieren und im Myokard einzunisten („homing“), um so einen schlagenden Herzmuskelzellverband zu bilden. Präklinische Studien konnten bereits eine Verminderung der Infarktgröße und der Apoptoserate sowie eine Ver besserung der Gewebsperfusion zeigen. In diesem ersten klinischen Versuch sollten die Sicherheit und die mögliche Effektivität einer allogenen mesenchymalen intravenösen Stammzelltransplantation (MSC) gezeigt werden. Studienleiter war J. Hare, Miami, FL, USA.
Methodik | |
Zwischen Tag 3 und 10 nach einem akuten Myokardinfarkt wurden ansteigende Stammzellsuspensionen verabreicht (0,5 × 106, 1,6 × 106, 5 × 106, Plazebo). | |
Studiendesign | Randomisiert, plazebokontrolliert |
Primärer Endpunkt | Sicherheitsaspekte nach 6 Monaten: – Arrhythmien – Lungenfunktion – MACE – Ektope Gewebsformation – Gesamtzustand des Patienten |
Patientenauswahl | Einschlusskriterien: Randomisierung 1–10 Tage nach STEMI LVEF 30–60% Offene Infarktarterie, angiographisch dokumentiert Karnofsky-Score > 60 Ausschlusskriterien: Kardiogener Schock Fehlendes Patienteneinverständnis |
Anzahl der teilnehmenden Zentren | 10 |
Evidence-based-Medicine-(EBM-)Score (www.TCTMD.com) | ||
Klinischer primärer Endpunkt | Ja = 3 Nein = 0 | 0 |
Doppelblind (einschließlich Ärzten) | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Beobachtungsintervall für den primären Endpunkt ≥6 Monate | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Multicenter (mindestens 3 Zentren) | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Externes und vom Steering Committee unabhängiges Clinical Event Committee/DSMB (Datensicherheit-Monitoring-Board) | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Primärer Endpunkt erreicht | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Power von ≥80% für den primären Endpunkt erreicht | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Anteil des Follow-up der Patienten für angiographischen primären Endpunkt ≥80% und ≥95% für klinischen primären Endpunkt | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Gesamt-EBM-Score „Silber-Score“ für randomisierte, kontrollierte Studien (RaCT) oder kontrollierte Registerstudien (ReCT mit präspezifizierter Kontrollgruppe und Power-Kalkulation); es sind maximal 10 Scorepunkte möglich (J Intervent Cardiol 2006;19:485-92) | 3 |
Ergebnisse (*p < 0,05) | ||
MSC | Plazebo | |
Patientenanzahl | n = 34 | n = 19 |
Patientencharakteristika | Beide Gruppen waren hinsichtlich der Ausgangsparameter vergleichbar | |
Primärer Endpunkt | ||
„Adverse events“ pro Patient | 5,3 | 7 |
Kardiale Beschwerden | 44,1% | 47,4% |
Gastrointestinale Beschwerden | 26,5% | 21,1% |
Immunologische Beschwerden | 5,9% | 0% |
Infektionen | 32,4% | 26,3% |
Rehospitalisationen | 23,5% | 31,6% |
Ventrikuläre Arrhythmien | 8,8% | 36,8%* |
Ektope Gewebsformation | 5,9% | 5,3% |
LVEF Δ% | ||
– 3 Monate | 7% | 4%* |
– 6 Monate | 8% | 5%* |
Schlussfolgerung und Kommentar:
Diese relativ kleine Studie (an zehn Studienzentren!) hat die Sicherheit der autologen mesenchymalen Stammzelltransplantation nach akutem Myokardinfarkt gezeigt. Besonders problematisch ist immer die potentielle Formation ektopen Gewebes mit der damit verbundenen Gefahr ventrikulärer Rhythmusstörungen. In der Plazebogruppe traten erstaunlicherweise ventrikuläre Rhythmusstörungen signifikant häufiger auf, so dass die Autoren zu dem Schluss kommen, dass eine mesenchymale Stammzelltransplantation sicher durchgeführt werden kann. Weitere Studien müssen allerdings neben der Sicherheit die Wirksamkeit der Methode nachweisen. Insgesamt sind die Studienergebnisse der Stammzelltherapie als sehr inhomogen zu bewerten.
B. Richartz, München
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Consortia
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ACC 2007, New Orleans, LA, USA
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. PROVACEL. Herz 32, 338 (2007). https://doi.org/10.1007/s00059-007-3013-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00059-007-3013-0