Hintergrund und Problemstellung:
Die primäre PCI beim ST-Strecken-Hebungsinfarkt (STEMI) ist heute die Methode der Wahl. Allerdings ist sie durch die hohe Restenoserate limitiert (PAMI 20,3%, Cadillac 23,4%). Die Medikamente freisetzenden Stents zeigten bei stabilen Patienten eine Restenoserate im einstelligen Bereich. Ziel der HAAMU-Studie (Helsinki Area Acute Myocardial infarction treatment re-evalUation) war es, festzustellen, ob auch bei Patienten mit STEMI und primärer PCI oder PCI bei fehlgeschlagener Thrombolyse die Langzeitergebnisse durch einen Paclitaxel freisetzenden Stent verbessert werden können. Studienleiter war I. Tieralla, Helsinki, Finnland.
Methodik | |
Studiendesign | Randomisiert, kontrolliert |
Primärer Endpunkt | Angiographische Parameter (binäre Restenoserate, Late Lumen Loss, In-Stent-MLD) nach 1 Jahr |
Sekundäre Endpunkte | TVR, AMI und Tod nach 1 Jahr |
Patientenauswahl | Einschlusskriterien: STEMI mit facilitated (Abciximab) primärer PCI oder PCI nach erfolgreicher oder fehlgeschlagener Thrombolyse Ausschlusskriterien: Wenn primäre PCI in > 90 min antizipiert wurde, fehlendes Patienteneinverständnis |
Anzahl der teilnehmenden Zentren | 1 |
Ergebnisse (*p < 0,05) | ||
TAXUS | Unbeschichteter Stent: | |
Patientenanzahl | n = 82 | n = 82 |
Patientencharakteristika | Beide Gruppen waren hinsichtlich der Ausgangsparameter vergleichbar. In der TAXUS-Stent-Gruppe fanden sichsignifikant häufiger Diabetiker (21% vs. 8,5%) und vorangegangene Interventionen (12% vs. 3,7%) | |
Primärer Endpunkt | ||
In-Stent-MLD nach 1 Jahr (mm) | 2,5 ± 0,51 | 2,0 ± 0,67* |
Prozentuale In-Stent-Diameterstenose nach 1 Jahr | 24 ± 10 | 34 ± 17* |
Late Lumen Loss nach 1 Jahr (mm) | 0,26 ± 0,45 | 0,73 ± 0,56* |
Sekundäre Endpunkte jeweils nach 1 Jahr | ||
TVR (%) | 3,7 | 11 |
Reinfarkt (%) | 1,2 | 4,9 |
Tod (%) | 9,8 | 4,9 |
Tod, Reinfarkt oder TVR (%) | 13 | 17 |
Evidence-based-Medicine-(EBM-)Score (www.TCTMD.com) | ||
Klinischer primärer Endpunkt | Ja = 3 Nein = 0 | 0 |
Doppelblind (einschließlich Ärzten) | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Beobachtungsintervall für den primären Endpunkt ≥6 Monate | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Multicenter (mindestens 3 Zentren) | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Externes und vom Steering Committee unabhängiges Clinical Event Committee/DSMB (Datensicherheit Monitoring Board) | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Primärer Endpunkt erreicht | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Power von ≥80% für den primären Endpunkt erreicht | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Anteil des Follow-up der Patienten für angiographischen primären Endpunkt ≥80% und ≥95% für klinischen primären Endpunkt | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Gesamt-EBM-Score | 4 | |
„Silber-Score“ für randomisierte, kontrollierte Studien (RaCT) oder kontrollierte Registerstudien (ReCT mit präspezifizierter Kontrollgruppe und Power-Kalkulation); es sind maximal 10 Scorepunkte möglich (J Intervent Cardiol 2006;19:485–92) |
Schlussfolgerung und Kommentar:
In dieser eher kleinen Single-Center-Studie konnte für den TAXUS-Stent im Vergleich zum unbeschichteten Edelstahlstent eine signifikant niedrigere In- Stent-Restenosierung für die klassischen angiographische Parameter (einschließlich Late Lumen Loss) nach 1 Jahr beobachtet werden. Die sekundären klinischen Endpunkte zeigten einen Trend zu einer niedrigeren Reinterventionsrate für den TAXUS-Stent. Auffällig war jedoch, dass die Sterblichkeitsrate in der TAXUS-Stentgruppe zwar nicht signifikant unterschiedlich, jedoch doppelt so hoch war. Ob hierfür eine erhöhte Stentthromboserate verantwortlich zu machen ist, bleibt aus der bisherigen Datenpräsentation offen.
M. Haude, Neuss
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Consortia
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Late Breaking Trials der interventionellen Kardiologie
TCT 2006, Washington, DC, USA
Herausgeber: Prof. Dr. med. Sigmund Silber
Kardiologische Praxis und Praxisklinik
Am Isarkanal 36
81379 München
Fax: (+49/89) 742151-31
E-Mail: sigmund@silber.com
www.sigmund-silber.com
Mitherausgeber: Prof. Dr. med. R. Erbel, Essen;
PD Dr. med. S. Ernst, Hamburg;
Prof. Dr. med. M. Haude, Neuss;
Prof. Dr. med. K.-H. Kuck, Hamburg;
Dr. med. habil. B. Richartz, München;
Prof. Dr. med. H. Sievert, Frankfurt/Main;
PD Dr. med. R. Zahn, Nürnberg
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. HAAMU. Herz 31, 909 (2006). https://doi.org/10.1007/s00059-006-2944-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00059-006-2944-1