Trotz der immensen Bedeutung für den Alltag vieler Menschen gilt die monatliche Blutung nach wie vor als Tabuthema. Im Museum Europäischer Kulturen rückt „Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation“ Diskussionen rund um die Periode in den Vordergrund.

Weltweit gibt es laut UNICEF täglich mehr als 300 Millionen Menstruierende, etwa 450-mal hat die Hälfte der Weltbevölkerung im Laufe des Lebens ihre Periode. Trotzdem betrachtete man die monatliche Blutung lange als private Angelegenheit. Erst seit wenigen Jahren wird tatsächlich öffentlich über das Thema „Menstruation“ diskutiert. Dennoch sind weder die körperlichen Vorgänge vollständig erforscht noch Hürden wie hohe Kosten und unsicherer Zugang zu Toiletten und Hygieneprodukten beseitigt.

Mit „Läuft. Der Ausstellung zur Menstruation“ präsentiert das Museum Europäischer Kulturen in Berlin nun die Geschichte der Periode anhand von rund 100 Menstruationsartikeln sowie etwa 200 Alltagsgegenständen, Abbildungen und Artikeln. Im Zentrum stehen dabei die Menstruierenden selbst mit ihren Erfahrungen, Sorgen und Wünschen.

Vorläuferprodukte bereits vor 100 Jahren

Vier Themenbereiche leiten durch die Ausstellung. Der erste Abschnitt „Aufklärung und aktuelles Wissen“ bildet anhand von Plakaten mit Illustrationen den heutigen Stand der Forschung zur Periode anschaulich ab, etwa mittels eines Messbechers mit 120 ml „Flüssigkeit“, die Menstruierende monatlich verlieren. Auch historische Theorien finden hier Platz: So soll beispielsweise Baden während der Periode schaden und Studieren generell unfruchtbar machen. Beides ist mittlerweile widerlegt.

Der Großteil des ersten Raums widmet sich allerdings dem Bereich „Geschichte der Unterwäsche und der Menstruationsprodukte“. Überraschenderweise gab es bereits vor 100 Jahren Vorläufer für alle heute verfügbaren Artikel, zum Beispiel meldete die Künstlerin Leona Chalmers im Jahr 1937 das erste Patent für eine Menstruationstasse an. Die Besucher*innen können viele Produkte anfassen und handgenähte Modelle historischer „Wäsche für besondere Tage“ anprobieren, die aus heutiger Sicht doch recht unpraktisch wirken.

Anregungen zu Diskussion und Austausch

Was von Menstruierenden erwartet wird, war schon immer eng mit den gesellschaftlichen Konventionen verbunden. Die Botschaften werden indirekt oder ganz bewusst durch Werbeanzeigen, Bilder oder öffentliche Äußerungen vermittelt. Im dritten Themenbereich „Diskurse rund um die Menstruation“ geht es dabei um Fragen wie „Was wäre, wenn Männer ihre Periode hätten?“, „Wie klärt man richtig auf?“ und „Was passiert mit den Tonnen von Müll, die durch Menstruationsprodukte entstehen?“. Dem Beitrag von beispielsweise Musik und Film zur öffentlichen Diskussion von Menstruation wird im Abschnitt „Popkultur und Kunst“ ein weiterer Raum gewidmet.

Insgesamt regt die Ausstellung zur Diskussion an und dazu, eigene Erfahrungen zu teilen. Es ist aber insbesondere auch die Fülle an Informationen und Exponaten, die es den Besucher*innen ermöglicht, aus verschiedenen Perspektiven sehr nahe an das Thema heranzutreten und die Sprachlosigkeit durch offene Gespräche zu ersetzen.

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© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug

Anfang des 20. Jahrhunderts mussten Frauen „Wäsche für besondere Tage“ noch selbst nähen. In der Ausstellung können die Besucherinnen sie anprobieren.