Patrick Süskinds düsterer Roman "Das Parfum" nimmt die Leser mit auf eine fesselnde Reise in die Welt der Düfte und dunkler Obsessionen. Er erzählt die Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille, der im 18. Jahrhundert auf dem Pariser Fischmarkt - dem "allerstinkigsten aller Orte" - zur Welt kam.

Grenouille, der ohne eigenen Körpergeruch geboren wurde, besitzt selbst aber einen außergewöhnlichen Geruchssinn und entwickelt eine Gier nach Düften. Er ist besessen davon, den perfekten Duft zu kreieren. Für ihn sind Schönheit und Liebe untrennbar mit dem Geruch verbunden. So schreckt er auch nicht davor zurück, die schönsten Mädchen zu töten, um den einzigartigen Duft ihrer Schönheit einzufangen und in einem Meisterelixier zu verewigen.

Patrick Süskind (*1949) gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autoren. "Das Parfum" ist sein einziger Roman, der 1985 veröffentlicht und mit über 20 Millionen verkauften Büchern in 49 Sprachen ein internationaler Bestseller wurde. Innerhalb Deutschlands ist er auch erfolgreicher Drehbuchautor von Serien wie "Monaco Franze" und "Kir Royal".

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© Grafik: Eva Künzel

Der Roman beginnt mit einer mehrseitigen Beschreibung der Gerüche in Paris bis hin zum "allerstinkigsten aller Orte", wo Grenouille sich ins Leben kämpft und seine Mutter als Kindermörderin hingerichtet wird. Grenouille wächst ohne Liebe auf und zeigt auch im späteren Leben eindeutig autistische Züge.

Schon als Kind wird er an einen Gerber als Gehilfe verkauft. Über den Kontakt mit infizierten Tierhäuten steckt er sich mit Milzbrand an, was damals die häufigste Berufskrankheit unter Fleischern und Gerbern war. Wie durch ein Wunder überlebt er. Durch seine Immunität wird er als Gehilfe wertvoll, jedoch ist sein Äußeres so sehr entstellt, dass ihn die meisten Menschen meiden und er Einzelgänger bleibt.

Der Milzbrand

Milzbrand bzw. Anthrax wird verursacht durch das Bakterium Bacillus anthracis. Bei Hautmilzbrand bilden sich eitrige und nekrotisierende Ulzera, die zur Sepsis (Blutvergiftung) führen können. War es früher ein fast sicheres Todesurteil, so kann Milzbrand heute mit Antibiotika behandelt werden. Trotzdem ist die Sterblichkeit extrem hoch und liegt noch immer bei bis zu 20%. Die Milzbranderreger gelten als besonders gefährlich, da sie auch über die Luft eingeatmet werden und Sporen bilden können. Allerdings erfolgt die Ansteckung über die Luft nur bei sehr, sehr hohen Dosen.

Nach seiner Erkrankung beginnt Grenouilles Faszination für Schönheit. Als Jugendlicher erschnuppert er auf einem Streifzug durch Paris die Schönheit eines Mädchens und im Drang ihren Duft zu besitzen, wird er erstmals zum Mörder. Noch im Duftrausch beschließt er, seiner Bestimmung zu folgen und Parfumeur zu werden, um Düfte einfangen und konservieren zu können.

Manipulation und Gier

Nach Lehrjahren in Paris geht er auf Wanderschaft, bis er schließlich in Grasse ankommt, der "Dufthauptstadt" Frankreichs. Für sich selbst hat er ein menschliches Parfum geschaffen, was ihm einen menschlichen Geruch und damit Zugang zur Gesellschaft ermöglicht. Er hat gelernt, dass er mit seinen Düften die Sinne der Menschen so manipulieren kann, dass sie ihn für schön halten. Doch das genügt ihm nicht.

Er will engelsgleiche Schönheit und die Liebe der Menschen. So beschließt er, ein Elixier zu erschaffen, für das er den gesammelten Duft der schönsten Frauen benötigt. Ein Plan, der ihn zum Serienmörder werden lässt. Als er überführt und verurteilt wird, schafft er es mit nur einem einzigen Tropfen seiner Essenz, die Menschenmenge so in seinen Bann zu ziehen, dass er dem Schafott entgeht. Sein letzter Weg führt ihn zurück an seinen Geburtsort. Grenouille, der selbst nie Liebe erfahren hat, übergießt sich mit seinem Elixier und wird durch die infernalische Gier der Menschen in Stücke gerissen und verspeist.

Liebe und Tod sind die Hauptmotive dieses düsteren Romans. Patrick Süskind gelingt es, den gesamten Roman in ein Spannungsfeld dieser Gegensätze zu packen und gleichzeitig Kritik an der Gesellschaft zu üben, die Grenouille ausgestoßen und letztendlich zum Mörder gemacht hat.