Avoid common mistakes on your manuscript.
Mehr Geisteskraft durch Muskeltraining
"Mens sana in corpore sano!" Das oft missverstandene Zitat des römischen Dichters Juvenal enthält womöglich doch einen wahren Kern. Folgt man den Ergebnissen einer US-Studie, lässt sich zumindest behaupten, dass nur in einem kräftigen Körper auch ein starker Geist wohnt. Die Forschenden haben sich auf Basis der Daten von mehr als 190.000 Teilnehmenden der UK Biobank mit der Assoziation von Muskelkraft und kognitiver Leistungsfähigkeit sowie der Inzidenz von Demenz beschäftigt.
Fazit: Je geringer die Muskelkraft, desto höher ist das Demenzrisiko. Muskeltraining - vor allem im mittleren Lebensalter - könnte demzufolge helfen, die geistige Gesundheit zu erhalten.
Duchowny K A et al. JAMA Network Open 2022; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.18314
Große Verwechslungsgefahr bei Diagnostik
Um die weitere Ausbreitung der Affenpocken zu verhindern, hat es laut EU-Gesundheitskommission oberste Priorität, mehr Fälle zu identifizieren und den Behörden zu melden.Das ist offenbar leichter gesagt als getan - die Symptome der Erkrankten sind nämlich nicht immer charakteristisch, wie eine britische Studie mit 528 Infizierten aus 16 Ländern nahelegt: 95% zeigten Hautveränderungen, davon immerhin 64% weniger als zehn Läsionen. 73% hatten zwar Bläschen an After und Genitalien, bei fast 10% der Betroffenen war aber nur eine einzelne Läsion vorhanden. Letzteres ähnelt den Forschern zufolge den Symptomen anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen, weshalb die Verwechslungsgefahr groß ist. Ärztinnen und Ärzte sollten insbesondere bei Hochrisikopersonen auch bei subklinischen Verläufen an Affenpocken denken.
Thornhill J P et al. NEJM 2022. doi: 10.1056/NEJMoa2207323
Mann - Frau - Divers
"Der Patient ist im Deutschen männlich, und so wird ER behandelt. Die Leitlinien sind im Prinzip eher am männlichen Patienten orientiert", sagt Prof. Sandra Eifert vom Herzzentrum Leipzig. Geschlechtsspezifische Unterschiede werden in der Medizin immer noch vernachlässigt. Dies gilt nicht nur für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als inzwischen meistgenanntes Negativbeispiel. Ob bei Krebs oder Diabetes, bei COPD oder Alzheimer - Geschlecht und Gender werden in Forschung, Klinik und Praxis kaum berücksichtigt.
Kaum Beachtung für Gender: Dies bestätigt eine aktuelle Analyse der im Jahr 2020 durchgeführten Studien zur Coronaforschung. Von den insgesamt 4.420 Untersuchungen fokussierten 935 (21,2%) einzig und allein bei der Rekrutierung der Testpersonen auf das Geschlecht, nur 237 (5,4%) planten eine geschlechtsspezifische Auswertung der Ergebnisse, bei lediglich 124 (2,8%) waren die Probanden jeweils nur Frauen oder nur Männer. 100 dieser Studien untersuchten, wie sich das Virus oder eine Therapie auf Frauen - und hier vor allem auf Schwangere - auswirkt, die restlichen 24 beleuchteten die Effekte auf Männer. Tatsächlich zeigt eine COVID-19-Infektion bei Männern und Frauen oft verschiedene Krankheitsverläufe, die Hospitalisierungs- und Mortalitätsraten divergieren. Warum? Eben dies müsste genauer erforscht werden. Frauen und Männer müssen ganz offensichtlich medizinisch verschieden behandelt werden.
Brady E et al. Nature Communications 2022; doi: 10.1038/s41467-021-24265-8
PrEP ist "sehr effektiv"
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat den Abschlussbericht der Evaluation zur Einführung der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) veröffentlicht. Diese war vom Gesetzgeber vorgeschrieben worden, als die GKV-PrEP im September 2019 eingeführt wurde. Das RKI geht für Deutschland von 15.600 bis 21.600 PrEP-Nutzer*innen aus, größtenteils (zu 99%) Männer, die Sex mit Männern haben. Zwei Drittel bis vier Fünftel der Nutzer*innen nehmen dem Bericht zufolge täglich die PrEP.
Starker Schutz: Die PrEP wird verwendet, um sich bei einem substanziellen Risiko einer Exposition mit dem HI-Virus vor einer Infektion zu schützen. Und das tut die PrEP mit einer sehr hohen Wirksamkeit, bestätigt der Bericht: So gab es nur vereinzelt Infektionen trotz Nutzung der PrEP (Inzidenz von 0,08 pro 100 Patientenjahre), meistens ist dies auf eine zu geringe Einnahmeadhärenz zurückzuführen. Die häufigsten Hinderungsgründe, aus denen die Befragten angaben keine PrEP be gonnen zu haben, waren: Angst vor sozialer Stigmatisierung, keine Verordner in der Nähe und zu hoher Aufwand, um die PrEP zu erhalten, sowie Angst vor Nebenwirkungen. (mm)
Hautnah Dermatologie 4/2022
Mehr Herztote durch Hitzewelle
Heiße, schwüle Temperaturen über 32 °C erhöhen die kardiovaskuläre Sterblichkeit. Dies gilt besonders in kühleren Regionen wie etwa Deutschland mit wenigen Hitzetagen pro Jahr (< 45). Eine für die Bewohner ungewohnte Hitzewelle über zehn Tage lässt hier die monatliche Herz-Kreislauf-Mortalität um > 3% steigen, wobei Männer zehn mal stärker betroffen sind als Frauen. Das legt eine Studie nahe, in der US-Wetterdaten ausgewertet und der Zusammenhang zwischen Hitzeindex und Sterblichkeitsrate analysiert wurde.
Khatana SAM et al. Circulation 2022; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.060746
Schwächelnde Tests bei Omikron-Variante
In der bisher weltweit größten veröffentlichten klinischen Studie zu Antigen-Schnelltests hat das Team der Universitätsklinik Würzburg die Sensitivität von Antigen-Schnelltests bei verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2 verglichen. Insgesamt wurden zwischen November 2020 und Januar 2022 bei 26.940 Personen 35.479 Parallel-Proben entnommen. Von 426 SARS-CoV-2-positiven PCR-Proben waren im Schnelltest nur 164 positiv. Das entspricht einer Sensitivität von 38,50 %. Bei der derzeit vorherrschenden Omikron-Variante schlugen sogar nur 33,67 % an. Beim Wildtyp zeigten immerhin 42,86 % der Schnelltests einen positiven Befund.
https://doi.org/10.1016/j.cmi.2022.08.006
Kommunikation im Pflegeheim
Im Verlauf von demenziellen Erkrankungen lässt das Sprachvermögen nach. Gleichzeitig bleiben nonverbale Kommunikationsfähigkeiten erhalten. Studien haben gezeigt, dass die mit der Spracheinschränkung verbundenen herausfordernden Verhaltensweisen und Belastungen für die Pflegenden durch entsprechende Trainings signifikant reduziert werden können. Die vermittelten Kommunikationsformen zeichnen sich durch positive, respektvolle und emotional betonte Formen der Begegnung und ein Vermeiden von kontrollgeprägter Kommunikation aus. Die vorliegende Studie hatte das Ziel, die nachhaltige Wirksamkeit eines Kommunikationstrainings - dem MultiTANDEMplus - auf die Kommunikationsfähigkeit von Bewohnern mit Demenz zu überprüfen. MultiTANDEMplus ist ein für den ambulanten Bereich entwickeltes Train-the-Trainer-Modul, das darauf abzielt, Kommunikationsfähigkeiten zwischen Pflegenden, den Kolleg*innen, den Menschen mit Demenz und deren Angehörigen zu fördern. Das Training umfasst sechs Sitzungen à sechs Stunden.
Kommunikationstrainings wirken
Die meisten der 358 Teilnehmenden (226 in der Interventionsgruppe, 132 in der Kontrollgruppe) befanden sich zu Studienbeginn in unterschiedlichen Demenzstadien, 14 zeigten keine kognitiven Einschränkungen. Es wurden der Demenzschweregrad, depressive Symptome und die Kommunikationsfähigkeit vor und 21 Monate nach der Intervention erfasst. Während der Studie verstarben 140 Bewohner, sieben gaben keine Einverständniserklärung ab oder zogen sie zurück. Von den verbliebenen 211 Teilnehmenden schlossen 189 Bewohner*innen die Studie ab. In der Lost-to-follow-up-Gruppe fanden sich signifikant mehr hochaltrige Personen mit einem höheren GSD Score (Geriatrische Depressionsskala), einem höheren BMI, niedrigerem Bildungsniveau und niedrigerem Barthel Index. Der Demenzschweregrad nahm in beiden Gruppen zu. Die Kommunikationsfähigkeit wurde mittels CODEM, einem Instrument zur Beobachtung von Kommunikationsfähigkeiten, gemessen. Das Ergebnis: die Kommunikationsfähigkeit blieb in der Interventionsgruppe im Gegensatz zur Kontrollgruppe nachhaltig stabil. Der GDS Score unterschied sich signifikant zwischen den Gruppen - in der Interventionsgruppe fanden sich weniger depressive Symptome. Im Barthel Index und im Bildungsniveau zeigten sich keine Unterschiede.
Degen C et al. (2021) Communication skills in nursing home residents with dementia. Results of a prospective intervention study over 21 months. Gerontolologie und Geriatrie 55. https://doi.org/10.1007/s00391-021-01929-0
Kommentar: Die Verständigung mittels verbaler und nonverbaler Kommunikation ist eine wichtige Ressource. Mit Fortschreiten der Erkrankung erleben sich Betroffene zunehmend als defizitär und bekommen das in aller Regel auch so von den Versorgenden gespiegelt. Sie reagieren häufig mit "schwierigen Verhaltensweisen", depressiven Verstimmungen und verlieren an Lebensqualität. Diese Situation können die "Caregiver" d.h. alle am Versorgungsprozess Beteiligten entscheidend beeinflussen. Deshalb sind Ansätze, die Kommunikation nachhaltig fördern, zu unterstützen. Das untersuchte Modell ermöglicht es, Kompetenz in den Einrichtungen aufzubauen und die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden zu erhöhen. Der beschriebene Outcome sollte die damit finanziell verbundenen Aufwendungen rechtfertigen.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Wissenschaft in 5 Minuten. Heilberufe 74, 40–43 (2022). https://doi.org/10.1007/s00058-022-2924-8
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00058-022-2924-8
Share this article
Anyone you share the following link with will be able to read this content:
Sorry, a shareable link is not currently available for this article.
Provided by the Springer Nature SharedIt content-sharing initiative