Erkrankungen der weiblichen Organe wurden bereits vor 500 Jahren in der Frühzeit des Buchdrucks beschrieben. In blumigen Worten werden Ratschläge für die "geheimen Orte" der Frau gegeben.

Da die einfachen Frauen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit körperlich auf den Feldern sehr hart arbeiten mussten, litten viele unter Gebärmutterabsenkungen oder -vorfällen - auch durch häufige Schwangerschaften und Geburten. Dabei kommt es zu starken Schmerzen, Belastungsinkontinenz, häufigen Harnwegsinfekten und Problemen bei der Darmentleerung. Zahlreiche Bücher und die Vielzahl der verfügbaren Rezepte belegen die Bedeutung der Gebärmutterabsenkung im Alltag. Es ist davon auszugehen, dass betroffene Frauen durch die Harnwegsinfekte starke Schmerzen und häufigen Harndrang verspürten. Daher waren Räucherungen zur Entspannung und Schmerzlinderung besonders beliebt.

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© Grafik: Eva Künzel

Universalmedizin Laudanum

Kein Geringerer als Paracelsus führte Laudanum-Tinktur in den Arzneibestand der Apotheken ein. Er glaubte, ein Allheilmittel und damit den "Stein der Unsterblichkeit" gefunden zu haben. Im Wesentlichen bestand seine Tinktur zu 90% aus Alkohol und etwa 10% Opium. In einigen Rezepten findet sich auch Bilsenkraut als Zusatz, das wegen seiner halluzinogenen Wirkung in Hexensalben zu Berühmtheit gelangte. Laudanum war als Universalmedizin innerlich und äußerlich bis ins 20. Jahrhundert weit verbreitet, was zu zahlreichen Abhängigkeiten führte. Erst mit Einführung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahre 1930 endete seine rezeptfreie Verkäuflichkeit. Aufgrund der dämpfenden Wirkung des Opiums war es bei vielen Schmerzzuständen und sicherlich auch bei Gebärmutterabsenkungen hilfreich.

Galbanum oder Galbanharz

Doch neben Laudanum gab es weitere Arzneien, die insbesondere als Sitz-Dampfbäder beliebt waren, um Schmerzen zu lindern. Der Stadtarzt Dr. Rößlin schrieb im Jahre 1540 "so nimm Galbanum und Ammoniak und wirf's auf glühende Kohlen, und lass den Dampf unten auf gehen". Galbanum oder Galbanharz, was so viel wie gelblicher Schleim bedeutet, war bereits vor 4.000 Jahren in Mesopotamien als Räucherharz bekannt. Es ist der eingetrocknete Milchsaft des persischen Riesenfenchels und noch heute wird der weltweite Bedarf fast ausschließlich im Iran hergestellt. Galbanum ist auch unter der Bezeichnung "Mutterharz" bekannt, was auf seine Verwendung in der Frauenheilkunde schließen lässt. Das enthaltene ätherische Öl erinnert an den Geruch von Kampfer und wird heute vor allem in Parfüms und in der Aromatherapie verwendet. So soll es stimmungsausgleichend und beruhigend auf "gereizte und aufgewühlte" Gemüter wirken.

Es ist außerdem bekannt dafür, dass es die Wundheilung fördert und eine stark entzündungshemmende Wirkung hat. Daher findet es als Bestandteil von Zugsalben noch immer Anwendung in der Behandlung von Abszessen und Furunkeln. Demzufolge ist davon auszugehen, dass Galbanum den betroffenen Frauen durchaus Linderung bei Schmerzen und Harnwegsinfekten bringen konnte.

Wirkt auch für die Schönheit

Aufgrund seiner durchblutungsfördernden Wirkung wird Galbanum bis heute in der traditionellen Heilkunde des Nahen Ostens auch zur Regulierung der Monatsblutung und Menstruationsförderung verwendet. So sollten Schwangere sehr vorsichtig in der Anwendung sein. In ländlichen Gegenden des Orients werden tote Föten noch heute mit einer Mischung aus Myrrhe und Galbanum ausgetrieben. Aber nicht nur für direkte "Frauenangelegenheiten", sondern auch für die Schönheit, z.B. zum Bleichen oder Entfernen von Leberflecken soll eine Mischung aus Galbanum, Natron und Essig wirken.

Doch auch Männern muss Galbanum nicht vorenthalten bleiben, denn durch die durchblutungsfördernde und schmerzhemmende Wirkung kann es außerdem bei Muskelkater und -krämpfen als Einreibung angewendet werden. Aufgrund der krampflösenden Wirkung auf Muskeln und bei schmerzhaftem Harndrang fand Galbanum auch Anwendung bei Epilepsie. Und in der Erkältungssaison soll Galbanum innerlich angewendet gegen Husten- und Atemwegserkrankungen helfen, schleimlösend und desinfizierend wirken und das Immunsystem stärken.

Dr. Andrea Jessen