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Impfen in der Klinik
Wenn Klinikangestellte zur Influenza-Impfung motiviert bzw. verpflichtet werden, wie das in mehreren US-Bundesstaaten der Fall ist, dann sinken durch Lungenentzündung und Grippe bedingte Todesfälle der Patienten signifikant um 2,5%. Voraussetzung ist, dass Impfstoff und zirkulierende Viren gut korrelieren.
Carrera M, et al.; Ann Intern Med 2021
Personal leidet unter Depression und Angst
Wer in seinem Beruf extrem gefordert ist und permanent um die eigene Gesundheit bangen muss, führt ein Leben im Adrenalinmodus. In einer chinesischen Querschnittstudie haben die Autoren untersucht, wie sich die Umstände während der Corona-Pandemie auf das medizinische Personal auswirken. Dabei verglichen sie Symptome wie Angst, Depression und Schlaflosigkeit bei denen, die zwischen dem 16. Februar und 2. März 2020 an vorderster medizinischer Front in Wenzhou arbeiteten, mit medizinischem Personal in der Hintergrundversorgung. An zwei Kliniken wurden 524 Ärzte, Pflegende und medizinisch-technische Angestellte online zu ihrem Befinden befragt. Zur Erfassung der Angstsymptomatik diente der Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9), zur Bewertung der Depression die Generalized Anxiety Disorder Scale-7 (GAD-7) und zur Einordnung der Schlafstörungen der Insomnia Severity Index (ISI).
Depression und Schlafstörungen: 31% aller Befragten berichteten über Depression, 41% über Angst und 39% über Schlafstörungen. Ein Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung belegte, dass medizinisches Personal von diesen Symptomen während der Pandemie weitaus häufiger betroffen war. Und es zeigte sich noch ein Unterschied: Bei Fachkräften, die in direktem Kontakt zu COVID-Patienten standen und damit körperlich und psychisch weitaus mehr belastet waren als medizinisches Personal in der allgemeinen Patientenversorgung, traten signifikant häufiger psychische Probleme auf. Verursacht wurde der vermehrte Stress der Menschen, die direkt mit COVID-Patienten arbeiteten, vor allem durch ein schwieriges Arbeitsumfeld, das hohe Infektionsrisiko und die vielen Überstunden. (cs)
Zhang, X. et al. Frontiers in Psychiatry 2020
Verletzungen der Augen durch Desinfektionsmittel
Während der Covid-19-Epidemie zählen Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis zu den am häufigsten benutzten Alltagsutensilien. Auch an vielen öffentlichen Orten sind entsprechende Spender angebracht. Doch vor allem Kinder, deren Gesicht sich oft auf Höhe des Spenders befindet, haben bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Inhalt gemacht, wie eine retrospektive Fallserie zeigt. Von April bis August 2020 haben Gilles Martin vom Rothschild Foundation Hospital in Paris und Kollegen Daten der French Pison Control Centers (PCC) sowie eigener Patienten der pädiatrischen Augenklinik in Paris zu Augenverletzungen mit chemischen Substanzen zusammengetragen. Beim Vergleich des aktuellen Untersuchungszeitraums mit der gleichen Zeitspanne des Jahres 2019 zeigten sich erhebliche Unterschiede. Den Daten der PCC zufolge erhöhte sich zwischen 1. April und 24. August 2020 die Exposition mit alkoholbasierten Handdesinfektionsmitteln im Vergleich zum Vorjahr um das Siebenfache (9,9 vs. 1,3% aller Augenexpositionen mit chemischen Substanzen bei Kindern). Meist waren die Auswirkungen gering und es wurde über Symptome wie Schmerz, Kribbelgefühl oder eine Bindehautrötung berichtet. Bei sechs Kindern kam es zu einer vorübergehenden Keratitis. Der Anteil der Kinder, die sich in öffentlichen Einrichtungen verletzt hatten, war zwischen Mai und August 2020 von 16,4 auf 52,4% gestiegen. (cs)
Martin G C. Pediatric Eye Injuries by Hydroalcoholic Gel in the Context of the Coronavirus Disease 2019 Pandemic. JAMA Ophthalmology 2021
Feinstaub erhöht Risiko
Ein Zusammenhang von Feinstaubbelastung und Demenz ist bereits mehrfach beschrieben worden. Dazu passen auch die Ergebnisse einer neuen Studie: Von den über 18.000 Teilnehmern hatten 60% eine leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI) und 40% eine Demenz. Zur Beurteilung der Luftqualität wurde die lokale Feinstaubkonzentration gemessen. Das Ergebnis: Bei MCI- und Demenzpatienten, die in Gegenden mit hoher Feinstaubbelastung leben, lassen sich im PET-Scan eher Amyloid-Ablagerungen nachweisen als bei Patienten aus Regionen mit guter Luftqualität.
Iaccarino L et al. JAMA Neurology 2020
COVID-19 ist dreimal tödlicher als Influenza
Das Mortalitätsrisiko liegt bei hospitalisierten Patienten mit schwerer COVID-19-Infektion dreimal so hoch wie bei Patienten mit einer schweren Influenza (16,9 vs. 5,8%). Deutlich mehr COVID-19-Erkrankte benötigten zudem intensivmedizinische Versorgung (16,3 vs. 10,8%). So die Ergebnisse einer Studie von Prof. Lionel Piroth et al., Dijon. Die Forscher hatten Daten von 89.530 Patienten, die in Frankreich zwischen März und April 2020 wegen COVID-19 in Kliniken behandelt worden waren, mit Daten von 45.819 Patienten verglichen, die zwischen Dezember 2018 und Februar 2019 wegen Influenza hospitalisiert waren. Die Ergebnisse zeigen, dass COVID-19 die deutlich kritischere Erkrankung ist. Zwar gebe es in der Bevölkerung im Gegensatz zu SARS-CoV-2-Viren eine Immunität gegen Influenzaviren, "dennoch unterstreichen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, die Verbreitung möglichst beider Erkrankungen zu verhindern", so die Forscher.
Piroth L et al. Lancet Respir Med 2020
Reflux im Griff
Lifestyle-Interventionen können über ein Drittel aller Reflux-Krankheiten verhindern. Nötig sind Normalgewicht, Rauchverzicht, körperliche Aktivität, moderater Konsum von Tee, Kaffee und Limonade sowie ausgewogene Ernährung. Wer statt keinem alle fünf Punkte umsetzt, halbiert sein Reflux-Risiko.
Mehta R S et al. JAMA Intern Med 2021; https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2020.7238
Digitalisierung: Segen und Fluch
Die Digitalisierung in den Pflege- und Heilberufen hat jüngst eine höhere Beachtung gefunden. Damit einhergehend wird häufig von einer Automatisierung von Tätigkeiten und damit dem Ersatz von Menschen durch Technologien gesprochen. Inwiefern sich solche Veränderungen durch den digitalen Wandel aufzeigen lassen, hat eine aktuelle Arbeit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund näher betrachtet. Als Grundlage diente eine repräsentative Erwerbstätigenbefragung, die auch einen Vergleich der Jahre 2006, 2012 und 2018 zulässt. Dabei besteht die Annahme, dass der technologische Wandel mit einer Veränderung der fachlichen Prozesse und Abläufe einhergeht, der wiederum einen zentralen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen hat. Mit einer solchen Restrukturierung einhergehend sind häufig gesundheitliche Risiken verbunden. Dies können Faktoren wie Arbeitsintensivierung, beispielsweise durch eine Zunahme der Aufgabenvielfalt und Multitasking sowie Unsicherheit durch die Angst vor Arbeitsplatzverlust sein. Letztere hat sich, wahrscheinlich durch den bestehenden Fachkräftemangel in den Pflegeberufen eher verringert.
Positive Chancen überwiegen
Als Chancen der Digitalisierung nennen die Studienautoren die körperliche Entlastung und die Steigerung von Handlungsspielräumen der Nutzer. Während die zu Grunde gelegten Daten eine anhaltend hohe körperliche Belastung aufzeigten, haben die Handlungsspielräume von 2006 bis 2018 augenscheinlich abgenommen. Unabhängig davon zeigen diese Daten die weite Verbreitung einer psychischen Belastung durch starken Termin- oder Leistungsdruck, der Notwendigkeit schnell arbeiten zu müssen sowie vom häufigen Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten mit Pflege-, Betreuungs- und Heiltätigkeiten auf.
Die analysierten Daten zeigen außerdem einen sehr unterschiedlichen Digitalisierungsgrad der Gesundheitsberufe.
Tisch A, Meyer SC (2020) Chancen und Risiken der Digitalisierung in den beruflichen Tätigkeitsfeldern Pflegen, Betreuen und Heilen. Bundesgesundheitsbl 63:690-697
Kommentar: Der Digitalisierungsgrad der Pflege- und Heilberufe ist in Deutschland vergleichsweise sehr gering. Nicht zuletzt durch die politische Weichenstellung nimmt sie jedoch jüngst an Fahrt auf. Natürlich wird dabei stets auf die Chancen und das damit verbundene Entlastungspotential gezielt. Die vorliegende Arbeit zeigt jedoch die zwei Seiten der Medaille. Darauf sollte bei der digitalen Transformation von Tätigkeiten in diesen Berufsgruppen unbedingt geachtet werden, damit die Potenziale nicht durch negative Faktoren aufgehoben werden.
Die Digitalisierung darf nicht als IT-Projekt verstanden werden, sondern als tiefer Eingriff in die Arbeitsabläufe und damit als Change-Projekt der entsprechenden Berufsgruppen. Dies belegt jedoch die Notwendigkeit der Teilhabe oder gar Leitung dieser Projekte durch die künftigen Anwender. Eine physische bzw. psychische Entlastung kann nur dann wirkungsvoll entstehen, wenn die Technologien nah an den zu lösenden Aufgaben und unterstützenden Prozesse entwickelt werden und den Anwendern die Freiräume für eine strukturierte Einführung und Verstetigung schaffen.
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Wissenschaft in 5 Minuten. Heilberufe 73, 38–39 (2021). https://doi.org/10.1007/s00058-021-1995-2
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