Jetzt wissen wir, was uns erwartet An den Kliniken der Stadt Köln gGmbH leiteten Schüler die Stationen Urologie, Neugeborenenchirurgie sowie Neurologie und die Palliativstation. In der neuen generalistischen Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann sind solche Einsätze bereits im Curriculum fest verankert.

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© Sabine Rütten

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© Beate Naumer (3x)

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Erstmalig fand an allen drei Standorten der Kliniken der Stadt Köln gGmbH (Krankenhaus Merheim, Krankenhaus Holweide und Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße) das Projekt "Schüler leiten eine Station" statt. 43 Oberkursschüler übernahmen für vier bzw. fünf Wochen verschiedene Stationen. Die Auszubildenden erlebten die Einbindung und Weiterentwicklung von Pflegekonzepten in den pflegerischen Alltag. Die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen stärkte die sozial-kommunikativen Fähigkeiten. Die Auszubildenden lernten, eine prozesshafte patientenorientierte Pflege zu gestalten und eigenständig Prioritäten zu setzen.

Am Anfang stand die Information

Die Projektleitung informierte nicht nur die Auszubildenden über das Projekt, sondern auch die Teams auf den Stationen. Es wurde zunächst im Unterricht von der Projektleitung erläutert. Die Teammitglieder der Stationen, z.B. Praxisanleiter, kamen ebenfalls in den Unterricht, um sich und ihr Team sowie deren Aufgaben vorzustellen. Im Theorieunterricht fanden zusätzlich Schulungen zu häufigen Krankheitsbildern statt sowie eine Kurzfortbildung im Umgang mit den Computersystemen. Im Zentrum der Vorbereitung lag die Vermittlung von organisatorischen Aufgaben und pflegerischen Schwerpunkten der Station. Am Ende des Blocks durften die Auszubildenden ihren Dienstplan selbstständig schreiben. Hierzu waren erneut die Stationsleitungen in der Schule für Pflegeberufe vertreten, um für Fragen zur Verfügung zu stehen. Bei ausreichend besetzten Diensten planten sich die Auszubildenden für Hospitationstage ein. An diesen Tagen konnten sie in verschiedenen Funktionsbereiche wie OP/Anästhesie "hineinschnuppern".

Während des gesamten Projektzeitraums ist eine examinierte Pflegende im Hintergrund für die Auszubildenden zuständig. Darüber wurden die Patienten bereits bei der Aufnahme informiert. Zusätzlich erhielten sie oder die Bezugsperson/Eltern einen Feedbackbogen, um den Auszubildenden während des Projektes eine Rückmeldung zu geben.

Jetzt geht es los: Die Projektwochen

Die Projekte starteten immer mit einer viertägigen Einarbeitungswoche. Die examinierten Pflegenden, Praxisanleiter und Mitarbeiter der Station zeigen den Auszubildenden den Stationsablauf. Am Ende des vierten Tages fand eine erste Reflexionsrunde, die von der Schule für Pflegeberufe unterstützt wurde, statt. Am Freitag - mit dem Start ins ruhigere Wochenende - übernahmen die Auszubildenden die Stationen. In den folgenden Projektwochen fanden wöchentlich einstündige Feedbackrunden statt, um Erfolge, Sorgen, Ängste oder auch Probleme direkt besprechen zu können. Dazu setzten sich die Auszubildenden mit den examinierten Pflegenden, Praxisanleitern und den Lehrern zusammen. Abgerundet wurde die Projekte durch eine große Abschlussevaluation auf Station, zu der alle beteiligten Berufsgruppen eingeladen werden.

Projektgruppe 1 - Urologie: Die erste Gruppe mit elf Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege übernahm die urologische Station im Krankenhaus Holweide. Hier stand vor allem die Versorgung von zu pflegenden Menschen nach großen Operationen im Vordergrund. Die Auszubildenden koordinierten die vielen OP-Fahrten und die elektiven Aufnahmen mit dem Schwerpunkt der Bettenbelegung und Stationskoordination. Alle Aufgaben und Funktionen wurden von den Auszubildenden übernommen, somit war ein Auszubildender pro Tag als Stationssekretär für Neuaufnahmen und/oder als Schichtleitung zuständig. Die Auszubildenden berichteten, dass sie durch das Projekt sich selber beweisen konnten, wie viel sie in den knapp drei Ausbildungsjahren gelernt hatten. Vor allem den Umgang mit Drainagen und diversen Harn- ableitungen konnten sie im Projekt vertiefen.

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Am Ende des Projektes wurde die Veränderung in der personalen Kompetenz sichtbar. Selbstständigkeit und Motivation der Auszubildenden waren gewachsen.

Projektgruppe 2 - Neugeborenenchirurgie: Erstmalig wurde auch im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße eine Station von den Auszubildenden der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege betreut. Hier hat der gesamte Oberkurs mit 20 Auszubildenden im Dreischichtsystem die Station mit dem Schwerpunkt Neugeborenenchirurgie übernommen. Durch die hohe Anzahl an Auszubildenden wurden die normalerweise standardmäßigen zehn Betten für den Zeitraum von fünf Wochen auf 15 Betten erhöht. Selber Entscheidungen zu treffen und diese mit den Eltern zu besprechen und zu erläutern, hat dazu geführt, dass die Auszubildenden im Verlauf des Projektes selbstbewusster wurden. Zudem haben sie einen Mittelkursschüler und eine Pflegende im Anerkennungsverfahren in den Stationsalltag integriert und Aufgaben delegiert.

Projektgruppe 3 - Neurologie und Palliativstation: Die dritte Gruppe mit zwölf Auszubildenden aus der Gesundheits- und Krankenpflege übernahmen die neurologische Station im Krankenhaus Merheim. Diese Projektrunde fand bereits in der Sonderlage Covid-19 statt. Trotzdem konnte das Projekt auf der Station mit den geforderten Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. Aufgrund der reduzierten Anzahl an zu pflegenden Menschen in der Neurologie wurden die palliativ zu pflegenden Menschen ebenfalls im Projekt von den Auszubildenden betreut. Die Auszubildenden waren besonders stolz darauf, durch freies und selbstständiges Arbeiten einen eigenen Schichtablauf zu kreieren. Die Kentnis der pflegerischen Konzepte, vor allem Bobath und Palliative Care, konnten gefestigt werden.

Gewachsenes Selbstvertrauen

Nach drei erfolgreichen Projekten hat die Schule für Pflegeberufe ein positives Fazit gezogen. In der sozial-kommunikativen Kompetenz erlebten die Auszubildenden, wie es sich anfühlt, direkte Ansprechpartner für Patienten und deren Bezugspersonen zu sein und die Fragen auch selber beantworten zu können. Der Erfolg dieses Projektes "Schüler leiten eine Station" zeigt sich auch durch die gewachsene Bindung der Auszubildenden an das Unternehmen. Allein im Kinderkrankenhaus werden vier Auszubildende, die durch das Projekt die Station kennengelernt haben, nach bestandener Prüfung anfangen zu arbeiten.