Das ABC der Aphrodite

Die Zeit des Karnevals ist häufig auch die Zeit der Liebesabenteuer. Auf der Suche nach potenzfördernden Helferlein sind Männer zu allen, selbst den kuriosesten Mitteln bereit und die Bandbreite ist groß. Dabei spielt die Symbolik eine wesentliche Rolle.

"Scharfe" und "hitzige" Gewürze wie Chili oder Pfeffer sollen ebenso "scharf" machen wie Teile von Tieren, denen eine besondere Kraft oder Stärke zugeschrieben wird - wie unser ABC der Aphrodite zeigt:

Alkohol: zählt zu den bekanntesten und am leichtesten verfügbaren Lustmitteln, den sogenannten Aphrodisiaka. Zum einen blockiert Alkohol verschiedene Rezeptoren im Gehirn, so dass unser Verhalten stärker über das animalische Triebverhalten gesteuert wird. Zum anderen steigt der Endorphin-Spiegel im Körper massiv, was im leichten Rausch zu Heiterkeit und Enthemmung führt.

Bibergeil: Der Biber pflegt seinen Pelz mit diesem Sekret aus seinen Analdrüsen, das auch Castoreum genannt wird. Der Geruch erinnert an Baldrian und es enthält Pheromone (Lockstoffe), die den Biber unwiderstehlich für Biberdamen machen soll. Die starke Nachfrage wurde dem Biber fast zum Verhängnis und er war in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet. In den USA ist Castoreum noch heute als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und findet sich meist in Vanille- oder Himbeeraromen. Dazu müssen die Tiere allerdings nicht mehr sterben. Sie werden in Biberfarmen gezüchtet und das Sekret wird unter Betäubung "abgemolken".

Chili: enthält Capsaicin, das lokal angewendet stark durchblutungsfördernd wirkt und damit eine Erektion auslösen oder verstärken kann. Jedoch Vorsicht: Eine Überdosierung kann sehr schmerzhaft sein und zur Rötung und Blasenbildung führen.

Nashorn: Das "Horn" ist das Sinnbild des Männertraums: groß, fest und nach oben zeigend an einem kampfbereiten, furchtlosen Tier soll es in pulverisierter Form dessen Kraft übertragen.

Petersilie: Das unscheinbare Küchenkraut ist seit der Antike berühmt-berüchtigt. Der Spruch: "Petersilie hilft Männern aufs Pferd und bringt Frauen unter die Erd'" deutet auf seine Doppelwirkung. Petersilie enthält verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe, die einerseits diuretisch und muskelstimulierend wirken, andererseits aber auch die Wirkung von Testosteron unterstützen. Diese Effekte wirken bei Frauen uterusstimulierend und menstruationsfördernd, sodass es als Abtreibungsmittel eingesetzt wurde, was nicht selten tödlich endete.

Spanische Fliege: Ist eigentlich keine Fliege, sondern ein Käfer aus der Gattung der Ölkäfer, dessen Körper ein starkes Reizgift produziert, um ihn vor Fressfeinden zu schützen. Bereits 30 mg des Wirkstoffes Cantharidin führen binnen zwölf Stunden zum Tod durch Organversagen. In der Regel als "Canthariden-Pflaster" angewendet, löst es eine (Dauer-)Erektion aus, allerdings auch Blasenbildung bis hin zu lokalen Nekrosen.

Tiger: Während in Europa dem Stier besondere Stärke zu gesprochen wird, so ist es in Asien der Tiger, dessen Hoden als ultimativer Potenz-Booster gelten. Pekinger Edelrestaurants servieren den kurzgebratenen Hoden für ca. 10.000 Euro. Neben der Symbolik ist es vor allem das enthaltene Testosteron, das die Männlichkeit stützt.

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© Grafik: Eva Künzel

Viagra: Der Drang nach Potenz und Kraft ist auch im 21. Jahrhundert ungebrochen. Dank eines pharmazeutischen Zufallsprodukts in Form kleiner blauer Pillen mit dem Namen Viagra® können Tiger & Co. aber wieder etwas aufatmen. Dennoch: ungefährlich sind die Pillen nicht. Eigentlich suchten die Forscher ein Mittel gegen Durchblutungsstörungen. Doch es fiel auf, dass es unter Viagra® nur durch externe Reize wie Berührungen zu einem gesteigerten Blutfluss kommt. Damit war der Wirkstoff für die Angiologie wertlos - brachte aber den Durchbruch in der Potenzmedizin und ließ Viagra® zum weltweiten Verkaufsschlager werden.

Lust bekommen? Dann verzichten Sie getrost auf diese kuriosen Stimulanzien. Aber auch für Eigenschutz und Verhütung sollten Sie auf zugelassene Präparate vertrauen und nicht auf kuriose Online-Lifehacks oder überlieferte Mittelchen von Uroma zurückgreifen.