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Im „Journal Club“ werden Originalarbeiten aus der internationalen Fachliteratur referiert und kommentiert.

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In einer qualitativen Studie wurden in leitfadengestützten Interviews 15 Hundertjährige im Raum Berlin zu ihrem Umgang mit Tod und Sterben befragt. Ziel der Studie war es, die Versorgung der Personengruppe der Hundertjährigen hinsichtlich ihrer besonderen Bedürfnisse zu verbessern.

Von den 15 Befragten sind zwölf weiblich und drei männlich. Acht Frauen sind verwitwet, vier Frauen ledig. Zwei Männer leben mit ihren Frauen zusammen; ein Mann ist Witwer. Elf der 15 Hundertjährigen leben in stationären Einrichtungen, vier zu Hause. Die Befragten stammen aus verschiedenen sozialen Milieus und haben unterschiedliche Bildungsbiografien.

Die Hundertjährigen sind nicht todessehnsüchtig, sondern bejahen das Leben. Dabei ist ihnen jedoch das nahende Ende durchaus gewiss und sie setzen sich mit den Themen Sterben und Tod viel offener und freimütiger auseinander als ihre Angehörigen.

Angst vor dem Tod haben die Hundertjährigen nicht, aber sie fürchten einen langen Sterbeprozess in einem Zustand der Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit. Sie wollen lieber einen schnellen Tod und vor allem keine lebensverlängernden Maßnahmen. Patientenverfügungen sind allen Befragten bekannt. Problematisch ist jedoch, dass die Hochbetagten keinen Ansprechpartner finden, mit dem sie über Sterben und Tod sprechen könnten. Einige Nahestehende, mit denen sie über diese Themen hätten reden können, sind bereits verstorben; andere, meist die Kinder, möchten das Thema lieber meiden. Dabei gibt es immer noch einiges zu erledigen.

Ungeordnete Verhältnisse belasten

Ungeordnete Verhältnisse werden als belastend empfunden. Beispielsweise entledigen sich einige der Hundertjährigen bereits von persönlichen Dokumenten und Gegenständen, die sie als nicht mehr wichtig erachten.

Auch die Bestattung und die Trauerfeier, sogar die Traueranzeige, sind schon geregelt. Laut Studienautoren würden die Bestatter die Hundertjährigen aber zu sehr in ihren Entscheidungen beeinflussen. Nicht selten versucht der eine oder andere die altersbedingte Verwirrtheit auszunutzen und mehr Leistungen zu verkaufen als eigentlich wirklich gewünscht werden.

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Markus Hieber