Als Pflegefachkraft zu arbeiten, soll deutlich attraktiver werden. Das will die Bundesregierung sich einiges kosten lassen: Bessere Löhne, familienfreundliche Arbeitszeitenregelungen, Anwerbung von Fachkräften aus Osteuropa, Abschaffung des Schulgelds für Auszubildende.

Der Personalbedarf soll den tatsächlichen Gegebenheiten auf Pflegestationen und in Wohnbereichen von Altenpflegeeinrichtungen angepasst werden. Wie viele Pflegekräfte für eine bedarfsgemäße Pflege tatsächlich nötig sind, wird derzeit von der Universität Bremen bundesweit in 56 stationären und zwölf teilstationären Pflegeeinrichtungen mit insgesamt rund 2.500 Bewohnern minutiös ermittelt. Eine der teilnehmenden Einrichtungen ist das katholische Altenzentrum St. Josefshaus in Witten-Herbede.

Versprechen müssen eingehalten werden

Attraktiv sei der Beruf nur, wenn man seine Versprechen einhalten könne, sagt Hedwig Deppe, Pflegedienstleiterin im St. Josefshaus, und nennt als Beispiele flexible Arbeitszeiten, rücksichtsvolle Personalplanung, Zeit für Gespräche und aktivierende Pflege.

Im St. Josefshaus sieht es vergleichsweise gut aus: 80 Bewohner werden von 40 Pflegekräften in Voll- und Teilzeit gepflegt, die Fachkräftequote liegt bei 65 Prozent, alle Planstellen sind besetzt. Dennoch, sagt Deppe, kranke die Bedarfsplanung daran, dass Gespräche, Fallbesprechungen oder Konfliktbewältigung ebenso wenig wie die Palliativversorgung im Zeitplan berücksichtigt seien und damit bezahlt würden; sie würden lediglich im Rahmen der Pflegedokumentation pauschal abgerechnet. Das Zweite Pflegestärkungsgesetz sieht nun ein bundesweit einheitliches Bemessungssystem vor. Davon erhoffen sich alle Beteiligten eine realistischere Personalausstattung.

Dreiwöchiger Erhebungszeitraum

Während des dreiwöchigen Erhebungszeitraums prüft der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) zunächst die Pflegegutachten aller an der Studie beteiligten Bewohner einer Einrichtung. In der zweiten Woche wird eine standardisierte Pflegeplanung erstellt. In der dritten Woche schließlich wird jede Pflegekraft beider Tagschichten sowie einer Nachtschicht auf Schritt und Tritt von einem Datenerheber begleitet, der den Zeitaufwand einer jeden pflegerischen Verrichtung dokumentiert. Bundesweite Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.

Bedarfserhebung allein löst nicht die Probleme

„Natürlich sind mit der Bedarfserhebung allein nicht die Probleme des Pflegenotstandes gelöst“, erklärt Dorothea Röser, Referentin für offene, stationäre und teilstationäre Altenhilfe im Caritasverband für das Bistum Essen. Denn es fehlten weiterhin Pflegekräfte, es fehlten Planstellen, Ausbilder und Plätze in Fachschulen. Die Pflegebedarfsstudie sei aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, so Röser: „Egal, an welcher Stelle man zuerst in den Kreislauf des Pflegekräftemangels eingreift: Gut ist, wenn die Bundesregierung die Erkenntnisse aus der Studie zügig in die Praxis umsetzt“.