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Die Gründe für den Einsatz auf einer ITS unmittelbar nach der Ausbildung liegen — neben Personalmangel — in den Charakteristika, die den Generationen Y (geboren 1980-1995) und Z (geboren 1995 bis heute) zugeschrieben werden. Diese Generationen stellen das Grós der Berufseinsteiger von heute. Auch ich gehöre zu ihnen und finde mich in einigen Punkten wieder.

Das Deutsche Institut für Marketing (DIM) in Köln bescheinigte in der Studie „Generation Y — eine missverstandene Generation“ den Jüngeren eine besondere Technikaffinität. Dieser Charakterzug macht die Generationen Y und Z kompatibel mit der zunehmenden Technisierung und Komplexität der Intensivmedizin.

Ich gewinne aber auch mehr und mehr den Eindruck, dass viele junge Pflegekräfte ihre pflegerische Kompetenz an Kriterien messen, die eher für Ärzte gelten sollten.

Anspruchsvoller Berufseinstieg

Was macht die Intensivstation so anspruchsvoll für einen Berufseinstieg? Drei Jahre Ausbildung bereiten darauf vor, nach dem erfolgreichen Abschluss eigenverantwortlich arbeiten zu können. Jedoch entstehen auf einer ITS Situationen, die in der Ausbildung nur marginal oder gar nicht thematisiert wurden. Beispielsweise werden ärztliche Tätigkeiten in deutlich höherem Maße delegiert als auf einer peripheren Station. Oft liegen die Dosierung von kreislaufwirksamen Medikamenten (Katecholamine) und der Sedativa sowie die Einstellung der Beatmungsmaschine und die Entwöhnung des Patienten von der Maschine in der Regie der Pflegekraft. Dazu kommt gleichzeitig das Kennenlernen neuer medizinischer Geräte, neuer Kollegen und Standards. Diese Kombination kann bei Berufseinsteigern leicht zur Überforderung führen. Denn er muss diese Anforderungen bewältigen mit dem Bewusstsein, für einen akut lebensbedrohlich erkrankten Patienten verantwortlich zu sein. Während der Ausbildung musste er diese Verantwortung nie alleine tragen.

Ohne Team geht es nicht

Um dieses Spannungsfeld erfolgreich zu bewältigen, bedarf es einer enormen Teamleistung, bei der drei Akteure die Hauptrolle spielen.

Die Stationsleitung schafft Rahmenbedingungen, die es dem Berufseinsteiger ermöglichen, sich Themen, die in der Ausbildung nicht, zu wenig oder nur theoretisch behandelt wurden, etwa in Fortbildungen und Geräteeinweisungen während der Einarbeitung zu erschließen. Aus meiner Erfahrung helfen diese Maßnahmen sehr, Überforderung und damit Frustration und Resignation und das Gefühl der fehlenden Kompetenz beim Berufseinsteiger zu vermeiden.

Der Praxisanleiter sollte dafür sorgen, dass die Komplexität der Pflegesituationen während der Einarbeitung langsam und kontinuierlich gesteigert wird. So hat man als Berufseinsteiger die Chance, eine Art Routine zu entwickeln, auf die dann aufgebaut werden kann. Dies gilt besonders für die organunterstützenden Geräte. Auch nach der Einarbeitung sollte der Einsteiger in seinem Drang nach Herausforderung manchmal von erfahrenen Kollegen etwas gebremst werden, um Frustrationserlebnisse zu vermeiden.

Der Berufseinsteiger hat die Aufgabe, sich Hintergrundwissen anzueignen und die praktische Einarbeitung mit der Aneignung von theoretischem Wissen zu ergänzen. Dabei empfiehlt es sich, in der Praxis erlebte Situationen gezielt nachzulesen statt ganze Fachbücher zu wälzen. Die Verknüpfung mit einer konkreten Situation bleibt besser im Gedächtnis.

Damit der Berufseinstieg nicht zur „Mission Impossible“ wird, bedarf es regelmäßiger Feedback-Gesprächer zwischen den drei Hauptakteuren. Nur so können Lernbedarfe analysiert und sowohl strukturelle als auch individuelle Defizite und Potentiale erkannt werden.

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Florian Bechtel