Bei guter Blutdruckkontrolle ist das Schlaganfallrisiko von Typ-2-Diabetikern nicht höher als das von durchschnittlichen Nichtdiabetikern. Darauf deutet eine große Registerstudie aus Schweden hin.
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Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein 1,5- bis 3-mal so hohes Risiko für einen Schlaganfall wie Nichtdiabetiker — sofern man sie als Gruppe betrachtet. Differenziert man die Diabetiker nach der Höhe ihres Blutdrucks, ergibt sich laut einer prospektiven Studie aus Schweden ein etwas anderes Bild. Das erhöhte Schlaganfallrisiko betrifft dann nur Patienten mit Werten ab 130/80 mmHg. Bei niedrigeren Drücken unterscheidet sich das Schlaganfallrisiko dagegen nicht vom Bevölkerungsdurchschnitt ohne Diabetes.
Für die Studie wurden über 400.000 erwachsene Typ-2-Diabetiker aus dem nationalen Diabetesregister mit einer Bevölkerungsstichprobe von 1,9 Millionen Schweden mit gleichem Alter und Geschlecht, aber ohne Diabetes verglichen. In der Beobachtungszeit von median vier Jahren wurde bei 19.548 Diabetikern (4,8%) und 61.690 Nichtdiabetikern (3,2%) ein erster Schlaganfall diagnostiziert. Das entspricht Ereignisraten von 10,63 bzw. 6,80 pro 1.000 Personenjahre. Das adjustierte Schlaganfallrisiko lag damit in der Diabetikergruppe um 43% höher als in der Kontrollgruppe.
Das Zusatzrisiko bestand ab einem Blutdruck von 130/80 mmHg. Es steigerte sich druckabhängig von 20% bei Werten von 130–139/80–89 mmHg bis auf 97% bei Werten ab 160/100 mmHg. Für einen ischämischen Schlaganfall war das Risiko in der Gesamtgruppe der Diabetiker um 48% erhöht. Ein Risikoanstieg war hier schon ab einem Blutdruck von 110–119/65–69 mmHg zu erkennen. Bei Werten ab 160/100 mmHg war das Risiko gut doppelt so hoch wie bei den Nichtdiabetikern.
Ein hämorrhagischer Schlaganfall trat bei den Diabetikern insgesamt nur um 8% häufiger auf als in der Vergleichsgruppe. In den Blutdruckkategorien 120–129/70–79 mmHg und 130–139/80–89 mmHg war das Risiko sogar signifikant niedriger als bei den Nichtdiabetikern, um 34% und 13%. Bei normalem Blutdruck wird das Exzessrisio für einen ischämischen Schlaganfall danach durch das verminderte Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls aufgewogen.
Entscheidender Vergleich zu Nichtdiabetikern fehlt
Laut den Studienautoren verdeutlichen die Ergebnisse die Wichtigkeit einer guten Blutdruckeinstellung: „Menschen mit Typ-2-Diabetes können, wenn ihr Blutdruck gut kontrolliert ist, ein Schlaganfallrisiko haben, das ähnlich ist wie das der Allgemeinbevölkerung“, so das Fazit der Ärzte um Christina Hedén Ståhl von der Universität Göteborg. Ein Manko der Studie besteht allerdings darin, dass für die Kontrollgruppe keine Angaben zum Blutdruck vorlagen. Ein Vergleich von Diabetikern und Nichtdiabetikern derselben Druckkategorien war daher nicht möglich.
Literatur
Hedén Ståhl C et al. Long-term excess risk of stroke in people with Type 2 diabetes in Sweden according to blood pressure level: a population-based case-control study. Diabet Med 2017; online 18. Januar 2017
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bs Eine Frage des Blutdrucks — Schlaganfallrisiko bei Diabetes im Blick behalten. Heilberufe 69, 20 (2017). https://doi.org/10.1007/s00058-017-2722-x
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