Die Daten von Vergiftungen in Alten- und Pflegeheimen wurden über einen Zeitraum von 19 Jahren analysiert. Eingeteilt werden die Vergiftungsfälle in die Gruppen Arzneimittel, chemische Produkte (z.B. Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel), Kosmetika/Hygieneprodukte, Pflanzen und “sonstige“ (Nahrungs- und Genussmittel inclusive Tabak, Drogen, Agrochemikalien, Pilze, Pestizide und Tierarzneimittel). Bei Vorliegen einer Exposition dient der „Poisoning Severity Score“ (PSS) der Fallbeurteilung. Der WHO-Poisoning Severity Score unterscheidet fünf Schweregrade (symptomlos, leicht, mittelschwer, schwer, verstorben) und umfasst Symptome an zwölf Organen oder Organsystemen: Magen-Darm-Trakt, Atemtrakt, Nervensystem, Herz-Kreislauf, Leber, Nieren, Blut, Muskulatur, Haut und Augen, Stoffwechsel und Biss-/Stichverletzungen. Prophylaktische Anfragen ohne Exposition blieben für die Auswertung unberücksichtigt.

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GIZ-Nord: Medikamentenfehleinnahmen/Verwechslungen in Pflegeheimen Juli 1996 - Juni 2016 in Relation zur Tageszeit.

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Vom 1. Juli 1996 bis 30. Juni 2016 wurde das GIZ-Nord in 1.994 Vergiftungsfällen kontaktiert, die eindeutig Alten- und Pflegeheimen zugeordnet werden konnten. Die Datenanalyse zeigte, dass sich mehr als die Hälfte der Anfragen (62%) auf Medikamente bezog. Es folgten chemische Produkte mit 16%, Kosmetika/Hygieneprodukte mit 10%, „sonstige“ mit insgesamt 7%, Pflanzen mit 5%.

Verwechslung der Medikation

Zu Arzneimitteln gab es insgesamt 1.253 Anfragen. 560 Fälle davon resultierten aus einer Verwechslung der Medikation — hinsichtlich des Einnahmezeitpunkts im Tagesverlauf, der Dosierung der Medikation sowie des Patienten. In 395 Fällen handelte es sich um eine akzidentelle (versehentliche) Medikamenteneinnahme. Hinsichtlich des Schweregrades/der Symptomatik (PSS) aller Fälle hatten 408 Personen keine, 481 Personen leichte Symptome, 115 Personen mittelschwere und 26 Personen schwere Symptome, bei den Intoxikationen mit Medikamenten gab es im Analysezeitraum zwei Todesfälle.

Eine deutliche Zunahme der Medikamentenfehleinnahmen/Verwechslungen war aufgrund der Auswertung der Tageszeitangaben um 18 Uhr zu beobachten, die Vergabe der Abendmedikation scheint eine besonders kritische Situation zu sein. Durch Medikamentenfehleinnahmen oder Verwechslungen von Medikamenten kann es zu schweren Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Nervensystems oder auch zu Atemstörungen kommen. Daher müssen auch Patienten, die anfangs ohne Symptome sind, gegebenenfalls ärztlich beurteilt beziehungsweise stationär überwacht werden.