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… bei apl. Prof. Dr. Winfried Meißner. Der Leiter der Sektion Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena führt in der Interdisziplinären Schmerz-Tagesklinik eine multimodale Schmerztherapie durch.
? Herr Dr. Meißner, was raten Sie Menschen, die unter Schmerzen leiden? Sollte man immer gleich zum Arzt gehen?
Meißner: Viele Schmerzen — insbesondere Rückenschmerzen — haben eine sehr gute Prognose und verschwinden nach wenigen Tagen wieder von allein. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Beschwerden sehr stark sind, wenn Fieber, Übelkeit oder Gewichtsabnahme auftreten, wenn es zu Gefühlsstörungen oder motorischer Schwäche kommt. Natürlich müssen auch Schmerzen nach Verletzungen abgeklärt werden.
? Patienten mit chronischen Schmerzen haben oft eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, bevor Sie zu Ihnen in die Tagesklinik für Schmerztherapie kommen. Wie groß sind die Chancen, dass Sie sie von ihrer Pein befreien können?
Meißner: Für eine multimodale Schmerztherapie (MMST) in einer Tagesklinik oder auch einer anderen Einrichtung eignen sich Patienten, die motiviert sind, einen anderen Umgang mit Schmerzen zu erlernen, und die auch psychosoziale Begleitfaktoren anerkennen. Ziel ist nicht die Schmerzfreiheit, sondern eine Verbesserung der Funktionen, die durch die Schmerzen beeinträchtigt sind.
? Welche Optionen haben Patienten mit chronischen Schmerzen, die nur noch die Chance haben, ihren Schmerz zu akzeptieren und mit ihm zu leben, das zu schaffen?
Meißner: In der MMST geht es sowohl um Schmerzlinderung (nicht Schmerzfreiheit) als auch um Akzeptanz. Unsere Daten und die anderer Schmerztherapeuten zeigen, dass oft beides ein Stück weit erreicht werden kann. Ist die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten, ist damit oft eine deutliche Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit verbunden.
? Welche Bedeutung besitzt die Psyche bei der Schmerzbewältigung?
Meißner: Psychische und soziale Faktoren können Schmerzen deutlich verstärken. Ein erster Schritt ist es, diese Zusammenhänge zu erkennen. Nicht immer gelingt es, alle diese Faktoren zu beseitigen — oft gehört ein längerer „Lernprozess“ dazu. Grenzen sehen wir dann, wenn manifeste psychiatrische Erkrankungen zu sehr im Vordergrund stehen.
? Welche Rolle spielt das interdisziplinäre Team bei der Betreuung von Schmerzpatienten?
Meißner: Wir haben in der MMST gelernt, dass die Zusammenarbeit der Disziplinen und Professionen der Schlüssel zum Erfolg ist. Es wäre überheblich zu glauben, diese Fähigkeiten könnten von einer Person allein bewältigt werden. Pflegende haben in diesem Kontext nicht nur die klassischen „pflegerischen“ Aufgaben; sie arbeiten als Co-Therapeuten, in dem sie Patienten beispielsweise zur Entspannung oder auch zur Alltagsbewältigung anleiten, Übungen vertiefen und ein Feedback geben.
Literatur
Das Interview führte Heike Ottow
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Consortia
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Springer Medizin. Nachgefragt. Heilberufe 68, 13 (2016). https://doi.org/10.1007/s00058-016-2377-z
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