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Die Nachteile der katheterunterstützten Harnableitung sind bekannt: blockierte Harnableitung, Fisteln, Stenosen, Strikturen und natürlich katheterassoziierte Harnwegsinfektionen bis hin zur Urosepsis können die Folge sein. Über lange Zeit – das heißt hier: fünf bis zehn Jahre – liegende Katheter erhöhen auch das Blasenkrebsrisiko. Praktisch alle katheterisierten Patienten entwickeln auf die Dauer eine symptomatische bakterielle Infektion. Bereits zwei bis drei Tage nach Einlage eines Katheters entsteht eine signifikante Bakteriurie. Die Infektionswege verlaufen intra- und extraluminal. In 35% der Fälle handelt es sich bei den besiedelnden Keimen um endogene, in 40% um exogene Keime, bei den übrigen ist die Herkunft unbekannt. Als Risiken gelten höheres Alter, längere Liegedauer des Katheters, weibliches Geschlecht und geschwächte Immunabwehr. Probleme bereitet besonders die Bildung von Biofilmen. In solchen sind die Keime der körpereigenen Abwehr entzogen, und auch antimikrobiell wirkende Substanzen können ihnen wenig anhaben.

Viel ist deshalb versucht worden, der Infektionsgefahr durch spezifische Beschichtung der Blasenkatheter Herr zu werden – doch vergeblich. Ob Silberlegierung oder Nitrofural – es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede mit Blick auf das Auftreten symptomatischer Harnwegsinfektionen. Insgesamt könne den beschichteten Kathetern in dieser Hinsicht kein präventiver Nutzen zugeschrieben werden, so Wagenlehner. Er empfiehlt, präventiv zunächst einmal die Indikation zur Katheterisierung sorgfältig zu stellen. Kontinenzmanagement beispielsweise sei keine Indikation für das Legen eines Dauerkatheters. Behandelnde Ärzte müssten die Katheter anordnen und wissen, welche Patienten und wie lange diese schon einen Katheter hätten. Nützlich seien bildgebende Untersuchungen der Harnblase, um die Restharnmengen zu bestimmen. Blasenkatheter sollten so früh wie möglich gezogen werden; dabei seien automatisierte Erinnerungssysteme hilfreich. Gemäß den von Wagenlehner vorgelegten Daten, wären Harnwegsinfektionen mit solchen Kathetern nicht seltener als mit über die Harnröhre geschobenen Ableitungen.