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… bei Jana Glück. Die Dipl.-Sozialpädagogin, Auditorin und Logothera-peutin befasst sich mit speziellen Betreuungsangeboten für Männer. Unter dem Titel „Männersachen“ bietet die langjährige Mitarbeiterin der bayerischen Heimaufsicht bundesweit Seminare an, arbeitet dabei mit großen Bildungsträgern, aber auch mit verschiedenen Krankenhäusern zusammen und kann für In-House-Schulungen gebucht werden.
? Frau Glück, wie lange widmen Sie sich schon dem Männer-Thema und wie kam es dazu?
Glück: Seit 2001 beschäftige ich mich mit dem Feld der Sozialen Betreuung. Seit 2011 intensiv mit der „Sozialen Betreuung für Männer“. Denn der Anteil von Männern steigt bundesweit in den Einrichtungen. Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern wird ausgewogener, da die ersten Nachkriegsgenerationen jetzt ein höheres Alter erreichen und pflegebedürftig werden. Männer haben andere Bedürfnisse als Frauen. Also stellt sich die Frage, welche Angebote brauchen Männer, die für sie attraktiv sind. Schon im Sinne der „Kundenorientierung“ ist das notwendig.
? Wurden die Bedürfnisse und Ansprüche von Männern in stationären Einrichtungen bisher vernachlässigt?
Glück: Nicht unbedingt vernachlässigt, ich würde eher sagen, dass das Thema aufgrund der geringen Anzahl von Männern einfach nicht so präsent war. Männer wurden immer schon in „alle“ Angebote der sozialen Betreuung integriert. Auch in der Kochgruppe haben sie ihren Platz und bei der Gymnastik, in der Gartengruppe ebenso. Nun geht es darum, Gruppenangebote speziell für Männer zu kreieren und auszugestalten.
? Der Frauenanteil unter den in der Pflege Tätigen ist sehr hoch. Erschwert die weibliche Perspektive, männerspezifische Angebote zu berücksichtigen?
Glück: Eine Frau weiß natürlich viel besser, was eine Frau denkt und fühlt, welche Lebensbezüge es bei ihr gibt. Das gilt für das „normale“ Leben genauso wie für die soziale Betreuung in den Einrichtungen. Natürlich spiegelt sich die weibliche Perspektive der Mitarbeiterinnen bei der Betreuung „ihrer“ Frauen wider.
Die Kolleginnen und Kollegen in der sozialen Betreuung sind aber sehr interessiert daran, mehr und mehr Angebote für Männer zu begründen, zum Beispiel Männerstammtisch, Herrenabend oder „Motorrad-Treffen“. Darüber hinaus gibt es ein ausgeprägtes Bemühen, den männerspezifischen Blickwinkel in Vorhandenes zu integrieren.
? ... also steigt das Interesse an diesem Thema?
Glück: Ja! Der Zulauf zu meinen Veranstaltungen ist enorm gewachsen. Aufgrund der großen Nachfrage von Kollegen/innen, die in der sozialen Betreuung beziehungsweise zusätzlichen Betreuung engagiert sind, biete ich mittlerweile drei unterschiedliche Seminare — jedes mit anderem Schwerpunkt: Männersachen 1.0 „Wo Männerherzen höher schlagen!“, Männersachen 2.0 „Mit Schirm, Charme & Melone!“ und Männersachen 3.0 Worauf Männer stolz sind: „Das goldene Handwerk!“. Die drei Bausteine, die übrigens auch einzeln gebucht werden können, richten sich an Pflegekräfte, gerontopsychiatrische Fachkräfte, Mitarbeiter/innen der sozialen Betreuung, Qualitätsbeauftragte, ehrenamtlich Engagierte.
? Was genau möchten Sie Pflegenden vermitteln?
Glück: Zunächst das Bewusstsein, dass attraktive Angebote für Männer eine andere Haltung und Einstellung sowie einen anderen Rahmen brauchen. Es ist — im Sinne des Genderansatzes — die Kompetenz notwendig, männerspezifische Themen zu entdecken und Ideen dann auch umzusetzen. Dafür gibt es in den Seminaren viele Anregungen. Als Basis befassen wir uns immer mit Biografien von Männern, ihren Rollen, Interessen und Bedürfnissen. Das Motto „Heimwerken & Renovieren“ beispielsweise bietet vielfältige Möglichkeiten, um mit an Demenz erkrankten Männern Kontakt aufzunehmen, zu kommunizieren und Interaktion zu gestalten.
Der Ansatz: Nach dem Krieg war „Aufbauzeit“ — Was bedeutete dies für die Männer? Worauf schaut ein Mann der Nachkriegsgeneration zurück? Was ist ausschlaggebend für sein Selbstbewusstsein, sein Selbstwertgefühl und somit identitätsbestimmend? Wir wollen Stolz wecken auf „das goldene Handwerk“ mit seinen verschiedenen Gewerken und Berufen. In diese Materie tauchen wir ein, die Teilnehmer probieren vieles selbst aus. Denn es geht darum zu verstehen, in welcher Lebenswelt diese Männer geprägt wurden und daraus praktische Ideen für eine Holzwerkstatt oder ähnliches zu entwickeln.
? Und wie ist das Feedback auf Ihre Seminare?
Glück: Mittlerweile bekomme ich von den Teilnehmern viele positive Rückmeldungen, wie etwas in die Praxis transferiert wurde — und das ist keine Frage des Geldes. Es braucht dafür oft nicht viel. Nach meiner Erfahrung hat sich in Sachen Männern in den Einrichtungen schon viel getan.
Literatur
Das Interview führte Ute Burtke
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Consortia
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Springer Medizin. Nachgefragt. Heilberufe 68, 13 (2016). https://doi.org/10.1007/s00058-016-2087-6
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