_ Präventiv, personalisiert, präzise und partizipativ — das Konzept der P4-Medizin nach Leroy Hood zog sich wie ein roter Faden durch das Programm des 32. Deutschen Krebskongresses, der vom 24. bis 27. Februar in Berlin stattfand. Deren Kerngedanke ist es, Krankheiten wirksam vorzubeugen, präzise Diagnosen zu stellen und innovative, individuell auf den Patienten abgestimmte Therapien zu entwickeln. Als Teil des Behandlungsteams soll der Patient aktiv an seiner Genesung und bei wichtigen Therapieentscheidungen mitwirken.

„Die P4-Medizin steht für den Wechsel von einer eher reaktiven zu einer proaktiven und individualisierten Medizin“, so die Kongresspräsidentin Professor Dr. Angelika Eggert. Sie sei der Anfang eines grundlegenden Wandels in der Versorgung krebskranker Menschen, bei dem der Fokus auf dem Wohlbefinden des Patienten liege. Besonders wichtig ist daher, laut Eggert, die Partizipation der Krebspatienten. Dieser müsse in die Behandlung eingebunden werden. Auch seine Wünsche und Wertvorstellungen seien zu berücksichtigen.

Der Wandel in der Krebsmedizin beginnt bereits bei der Diagnose: „Momentan verlassen wir uns bei der Diagnosestellung noch weitgehend auf Techniken, die an der Oberfläche der Zelle haltmachen“, betonte Professor Dr. Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Notwendig sei eine Diagnostik, die es erlaubt, auch in die Krebszelle hineinzuschauen. Damit können gestörte Signalwege identifiziert und darauf aufbauend für den Patienten maßgeschneiderte Therapien entwickelt werden.

Auch genaue Voraussagen über Krankheitsverlauf und Therapieerfolg sind ein wichtiger Teil der personalisierten Medizin. Anhand bestimmter Marker lässt sich feststellen, wie aggressiv sich ein Tumor im jeweiligen Patienten verhalten wird. Welche Vorteile die molekulare Charakterisierung von Tumoren bringen kann, veranschaulichte Professor Dr. Matthias Fischer von der Universitätskinderklinik zu Köln. Er untersucht genetische Veränderungen im Neuroblastom, einer der häufigsten Tumorarten bei Kindern. Das Team um Fischer konnte jetzt die genetischen Veränderungen identifizieren, die zu einem aggressiven Krankheitsverlauf führen. „Unsere Erkenntnisse verändern unser Verständnis der Entwicklung des Neuroblastoms fundamental und könnten in Zukunft Diagnostik und Therapie des Neuroblastoms maßgeblich beeinflussen“, so Professor Fischer.

Bei allen Diskussionen um moderne Diagnose- und Behandlungsstrategien dürfen die Patientenbelange nicht in den Hintergrund rücken. Krebspatienten von heute möchten als aktiver, gleichberechtigter Partner angesprochen werden. Dafür müssten auch die kommunikativen Kompetenzen von Ärzten, Pflegekräften und anderen Heilberufen verbessert werden.