_ Demenzpatienten sind schmerztherapeutisch oft unterversorgt. Der Grund: Sie sind nicht mehr in der Lage, Schmerzen sprachlich präzise zu benennen. Ein einfach anzuwendendes, europaweit gültiges Schmerzmessinstrument soll jetzt Abhilfe schaffen.

Entwickelt wurde es von Stefan Lautenbacher, Professor für Physiologische Psychologie an der Universität Bamberg. Unter seinem Vorsitz untersuchten Experten aus 16 Ländern jeweils auf nationaler Ebene, welche Kommunikationswege Demenzpatienten bei Schmerzen nutzen. Für Deutschland ließ Lautenbacher 60 Pflegekräfte anhand von Videoaufnahmen, die mimischen Reaktionen von demenzkranken und gesunden Probanden mit Schmerzen beobachten und beurteilen. Anhand des daraus entwickelten Fragebogens bewerteten dann 400 Altenpfleger die Mimik ihrer Schutzbefohlenen bei potenziell schmerzhaften Verrichtungen. Die Ergebnisse wurden auch von den europäischen Experten diskutiert. Fazit: Körperhaltung, Mimik und Vokalisation bieten die besten Anzeichen für Schmerz. Unruhiges Umherwandern, Hinken oder Reiben einer Körperstelle kann ebenso Zeichen von Schmerz sein wie bestimmte Gesichtsausdrücke. Auch Äußerungen wie „Au“, verschiedene Atemstile, Klagen und Stöhnen funktionieren als Schmerzindikatoren.

Auf Basis dieser Untersuchungen ist nun ein Schmerzmessinstrument entstanden, das aktuell 36 Anzeichen für Schmerzen auflistet, die Pflegekräfte durch Beobachtung ihrer Patienten entdecken können. Das Instrument ist bereits in sechs Sprachen übersetzt und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Schulungen für Pflegekräfte sollen ab 2016 die Ergebnisse in die Pflegepraxis tragen.